Reykjanes (Island). Die Vorzeichen ähneln denen vor dem jüngsten Vulkanausbruch Ende Mai auf Reykjanes. Nach Einschätzung des isländischen Wetterdienstes hat sich so viel Magma angesammelt, dass es jederzeit zu einer Eruption kommen könnte – oder noch etwas dauern, so wie im Mai.
In der Magmakammer unter dem Messpunkt Svartsengi haben sich wieder geschätzte 20 Millionen Kubikmeter Magma angesammelt. Kleinere Erdbeben in der Region haben in jüngster Zeit zugenommen – genau wie vor dem Ausbruch Ende Mai. Etwa 60 bis 80 Erdstöße sind es aktuell täglich zwischen Stóra-Skógfell und Grindavík.
Genau wie im Frühjahr kann es aber auch noch zwei Wochen dauern, so die Fachleute des Wetterdienstes. Wie die untere Grafik zeigt, wird ein immer größeres Magma-Volumen benötigt, bevor eine Eruption tatsächlich startet.
Zwei Szenarien
Für den sehr wahrscheinlich in nächster Zeit kommenden Vulkanausbruch gibt es aktuell zwei Szenarien, die sich an den bisherigen Ereignissen dieser Ausbruchsserie orientieren. Die eine, wahrscheinlichere Variante geht davon aus, dass die Lava wie zuletzt im Bereich der Kraterreihe Sundhnúksgígar an die Oberfläche kommt. Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass dies weiter Richtung Grindavík oder sogar innerhalb des Schutzwalls um Grindavík geschieht wie Mitte Januar. Damals wurden drei Häuser von der Lava verschlungen. Noch mehr sind allerdings durch die seismischen Ereignisse und die Deformation des Bodens unbrauchbar geworden.
Neuer Schutzwall und Kühlsystem
Zivilschutz und Rettungskräfte sind auf den nächsten Vulkanausbruch vorbereitet, soweit das eben möglich ist: Ein neuer Schutzwall wurde vor dem Geothermie-Kraftwerk Svartsengi aufgehäuft – über den alten war schon Lava geflossen. Außerdem ist ein neues System zur Lavakühlung vor Ort, mit dem die Lava bei Bedarf verlangsamt werden soll. Die Wasserquelle dafür sind das Kraftwerk Svartsengi selbst und die Blaue Lagune. Die Ausrüstung hat umgerechnet 3,3 Millionen Euro gekostet. Sie kann auch bei Terrainbränden eingesetzt werden.
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