Lavastrom auf Island: Vorerst noch keine kritische Situation

Reykjanes (Island). Die Lava hat die Schutzwälle überwunden – wie geht es nun weiter? Bleibt der Ausbruch am Fagradalsfjall bei seiner jetzigen Intensität, kann es noch bis zu drei Monaten dauern, bis die Lava an der Straße angelangt ist. Das meint Geophysiker Magnús Tumi Guðmundsson gegenüber RÚV. Aufhalten lässt sie sich allerdings nicht mehr – es sei denn, der Ausbruch endet dann praktischerweise, wie gerade vor Goma im Kongo.

Vulkan Fagradalsfjall

Vulkan-Webcam von RÚV am Langihryggur (Foto Screenshot)

Der Vergleich mit dem Vulkan Nyiragongo im Kongo macht noch einmal das Besondere des aktuellen isländischen Vulkanausbruchs deutlich. Am Nyiragongo ging alles sehr schnell, und es kamen große Massen von Lava auf einmal. Der Vulkan gilt als extrem gefährlich und unberechenbar. Die Menschen konnten nur noch fliehen. Am Fagradalsfjall geht es dagegen sehr gemächlich und überschaubar zu. Zwar fließt nun mehr Lava als am Anfang, aber sind trotzdem „nur“ 10,8 Kubikmeter pro Sekunde. Noch befindet sich die Lava außerdem in unbewohntem Gelände. Sie ist jetzt noch etwa 2,5 Kilometer vom Suðurstrandsvegur entfernt. Sollte sie irgendwann tatsächlich dort ankommen, und sollte dabei auch das vergrabene Glasfaserkabel zerstört werden, so wäre das zwar extrem ärgerlich für alle betroffenen Nutzer. Aber gefährlich für die Menschen wäre es nicht. Die nächste Siedlung ist noch weiter entfernt. 

Nátthagi wird sich langsam füllen

Zwar gab es am Wochenende dramatische Bilder, als die Lava das steile, enge Tal nach Nátthagi hinunterfloss. Trotzdem meint Magnús Tumi Guðmundsson, dass es noch drei Monate dauern könnte, bis die Straße erreicht ist. Denn nach dem steilen Tal komme eine Ebene, die sich langsamer füllen werde. Zunächst werde sich die Lavaschicht immer weiter verdicken. Aufhalten lasse sich der Prozess allerdings nicht, außer vom Berg selbst.

Ausbruch am Fagradalsfjall

So klein war der Ausbruch am Fagradalsfjall anfangs. Nach zwei Monaten ist er immer noch aktiv und stärker als je zuvor. Foto Landhelgisgæslun

Aktuell gibt es keine Anzeichen dafür, dass die Eruption in nächster Zeit enden könnte. Allerdings hat der Vulkanausbruch  schon mehrere Phasen hinter sich: vom kleinen, gleichmäßigen Fluss zu immer mehr Öffnungen, die dann wieder versiegten, zu Ausbrüchen vom Hauptkrater im Intervall. Inzwischen sind fast 40 Millionen Kubikmeter frische Lava produziert und mehr als zwei Quadratkilometer damit bedeckt. Gegen die Holuhraun-Eruption auf Island 2014-2015 sind dies aber sehr geringe Mengen. Dieser Ausbruch dauerte ein halbes Jahr und schuf ein Lavafeld von 85 Quadratkilometern.

Die Holuhraun-Eruption fand in unwegsamem Gelände im Hochland statt und konnte praktisch nur vom Hubschrauber aus besichtigt werden. Das ist jetzt anders: Es reicht ein gewöhnliches Auto oder eine Mitfahrgelegenheit, eine gute Kondition und etwas Wetterglück, damit man nicht die giftigen vulkanischen Gase abbekommt. Das Parken auf dem provisorischen Parkplatz kostet jetzt allerdings 1000 isländische Kronen (knapp 7 Euro). Mit dem Geld soll die Infrastruktur für die Besucher vor Ort weiter ausgebaut werden.

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