Hafen Kirkenes: Investoren aus China willkommen oder nicht?

Kirkenes (Norwegen). Chinesische Gesellschaften haben Interesse am Hafen von Kirkenes gezeigt. Denn das ist der erste westeuropäische Hafen nach der Nord-Ost-Passage. Die Arbeitsplätze wären sehr willkommen. Nun hat das Ministerium für Wirtschaft und Fischerei eine Untersuchung des Hafens unter dem Aspekt der nationalen Sicherheit angekündigt. Darüber berichtete NRK.

Hafen Kirkenes

Hafen Kirkenes, hier mit Hurtigruten.

Vor einigen Jahren gab es mal große Pläne in Kirkenes: Dort könnte Seefracht aus Fernost angelandet werden. Eine neue Bahnverbindung über Finnland würde einen schnellen Weitertransport nach Zentraleuropa ermöglichen. Doch die Pläne für eine Bahn Kirkenes-Rovaniemi sind Geschichte. Trotzdem haben chinesische Investoren weiter Interesse an Kirkenes. Laut NRK handelt es sich unter anderem um einen Automobilhersteller, eine Textilfirma und ein Technologieunternehmen, die eine Vertretung in Kirkenes einrichten wollen. Es habe auch Signale gegeben, den Hafen auszubauen und zu finanzieren, so der Hafenchef Terje Jørgensen zu NRK. Dies habe man nicht weiter verfolgt. Grundsätzlich hat der Hafenchef jedoch Interesse daran, den Standort weiter auszubauen, und verhandelte auch mit dem chinesischen Reederei-Riesen Cosco um eine Kooperation. Cosco ist seit vergangenem Jahr auch mit 24,99 Prozent am Hamburger Terminal Tollerort beteiligt.

Nationale Interessen gefährdet?

Sämtliche Häfen unterliegen in Norwegen dem „Sicherheitsgesetz“, das es dem Staat ermöglicht, einzugreifen, wenn er die nationalen Interessen gefährdet sieht. Solche Fälle gab es schon: So wurden 2021 der Verkauf von Bergen Engines an eine russische Gesellschaft gestoppt. Und erst vor kurzem griff die Regierung bei der Vermarktung des Grundstücks Søre Fagerfjord auf Spitzbergen ein. Nun soll also der Hafen von Kirkenes geprüft werden.

Norwegens zwiespältiges Verhältnis zu China

Norwegens Beziehung zu China ist zwiespältig. Einerseits wird der Handel gepflegt und befördert. China ist beispielsweise ein sehr guter Abnehmer für norwegischen Fisch. Erst vor kurzem war Norwegens Premierminister Jonas Gahr Støre mit einer Wirtschaftsdelegation in China, um das Verhältnis in mehreren Bereichen auszubauen. Dissens gibt es in der Frage der Menschenrechte in China und der Haltung gegenüber Russland angesichts des Ukraine-Krieges. Der norwegische Geheimdienst PST warnt außerdem von einem Einfluss Chinas auf kritische Infrastruktur. Magnus Mæland (Høyre), Bürgermeister von Sør-Varanger, wozu auch Kirkenes gehört, sagte gegenüber NRK, man habe in Bezug auf China von verschiedenen Ministerien verschiedene Ratschläge erhalten. Nach dem Schreiben des Ministeriums für Wirtschaft und Fischerei zum Thema Hafen erwartet er, dass alle Fragen nun geklärt werden können.

Kirkenes und die geopolitischen Interessen

Die kleine Stadt Kirkenes im äußersten Nordosten Norwegens ist damit erneut in den Strudel geopolitischer Interessen geraten. Kirkenes ist auch von den Sanktionen gegen Russland stark betroffen. Die örtliche Werft, ein wichtiger Arbeitgeber, darf keine russischen Schiffe mehr reparieren – diese machten jedoch mehr als die Hälfte der Aufträge aus. Die Werft musste Personal entlassen.

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