Grönland feilt an der Impfstrategie – Gefrierschränke fehlen

Grönland. „Das Virus so lange wie möglich draußen halten“ – das war die Strategie des Landesarztes Henrik Hansen für Grönland im April. Und das ist tatsächlich fast gelungen. Nun kommt der Impfstoff – aber es gibt ein Problem mit der Kühlung auf der Eisinsel.

Ilulissat Eisfjord

Bei Ilulissat, im Sommer. Foto Thomas Christiansen

Grönland hat sich bekanntlich weitestgehend abgeschottet. Bis auf den ersten Ausbruch im Frühjahr blieb es bei vereinzelten Fällen, die das Virus mitgebracht hatten und beim obligatorischen Test fünf Tage nach der Einreise auffielen. Vorige Woche kam dann kurzfristig doch Panik auf: Ein Kind aus Nuuk, das dort die vierte Klasse besucht, war zu einer medizinischen Behandlung nach Kopenhagen geflogen. Laut dem Schnelltest bei der Aufnahme im Kopenhagener Krankenhaus war es viruspositiv. Wo konnte das Kind sich im gerade wieder coronafreien Grönland angesteckt haben? Der letzte Fall war zudem in Kangerlussuaq und nicht in Nuuk gewesen. Der Befund erwies sich als fehlerhaft, wie zwei nachfolgende Tests zeigten.

Weihnachtsurlauber brachten das Virus wieder mit

Rechtzeitig zu Weihnachten schaffte es das Virus wieder auf die Insel, gemeinsam mit heimreisenden Familienmitgliedern. Aktuell sitzen drei Personen aus derselben Familie in Ilulissat und zwei unabhängig voneinander eingereiste Personen in Nuuk in Isolation. Damit vor dem Fest wenigstens die Quarantäne und der abschließende Test eingehalten werden, waren alle Flüge nach Grönland nach dem 19. Dezember eingestellt worden. Bei drei weiteren Personen in Ilulissat erwiesen sich verunreinigte Proben als Ursache für ein falsch positives Ergebnis. Die Ausstattung vor Ort war offenbar mangelhaft gewesen. Das Problem soll nun beseitigt sein.

Handhabung des Impfstoffes anspruchsvoll

 19 Personen haben in Grönland die Krankheit durchgemacht, fünf sind noch dabei. Bisher musste niemand ins Krankenhaus und es gab auch keine Todesfälle. Und nun gibt es tatsächlich schon einen Impfstoff – doch dieser stellt Grönland vor eine neue Herausforderung. Denn das BioNTech/Pfizer-Präparat muss bekanntlich bei minus 80 Grad gekühlt werden. Dann muss es aufgetaut und angemischt werden – und dann hält es nur fünf Tage. „Es wird schwierig, das über 4000 Kilometer aus Dänemark zu transportieren. Es ist auch nicht geeignet dafür, es zu all den Orten im Land zu fliegen, wo es kein Gerät gibt, das bis minus 80 Grad kühlen kann“ zitiert KNR den Arzt.

Vom ersten Impfstoff werden deshalb voraussichtlich nur kleine Mengen nach Grönland kommen. Hansen hofft auf eine schnelle Zulassung des zweiten (Moderna), der es nicht ganz so kalt braucht und sich zubereitet auch besser hält. Vorher aber kommen die Weihnachtsurlauber aus Dänemark zurück – hoffentlich ohne Virus.

Update 21 Uhr: Bei zwei weiteren, gemeinsam eingereisten Personen in Aasiaat wurde das Virus nun ebenfalls entdeckt. Der Weihnachtsverkehr hat also insgesamt sieben neue Fälle nach Grönland gebracht.

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