Finnland: Streik gegen Regierungspolitik geht weiter

Finnland. Die Aktionen der Gewerkschaften gegen die Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik der finnischen Regierung gehen weiter. Seit gestern läuft ein neuer Streik, der zwei Wochen dauern soll und an dem rund 7000 Personen beteiligt sind. Diesmal trifft es vor allem den Gütertransport auf Straße und Schiene sowie in den Häfen – und damit Schlüsselbranchen im Im- und Export. Dem Flughafen Helsinki könnte beispielsweise nächste Woche das Flugbenzin ausgehen. Darüber berichtete Yle (finnisch, schwedisch, englisch).

Hafen Röyttä, Tornio, am Wochenende vor dem Streik

Bisher gibt es keine Anzeichen dafür, dass die Regierung von Petteri Orpo (Sammlungspartei, konservativ-liberal) und Riikka Purra von den Basisfinnen (nationalistisch) in irgendeiner Weise bereit ist, von den geplanten, teilweise auch schon umgesetzten Maßnahmen abzulassen. Diese umfassen unter anderem einen schlechteren Kündigungsschutz, deutlich weniger Arbeitslosengeld, die Schwächung von Manteltarifverträgen  und Einschränkungen des aktuellen Streikrechts. Der Gewerkschaftsbund gibt an, man habe sich verhandlungsbereit gezeigt, es gebe aber kein Interesse der Regierung. Die Regierung möchte dagegen nur über ein Lohnmodell verhandeln, das die Exportbranche konkurrenzfähiger macht.

Streik trifft Finnlands Schlüsselindustrien

Der aktuelle Streik betrifft einige Schlüsselbranchen, für die der Ausfall teuer werden könnte. So haben die ersten Firmen aus der holzverarbeitenden Branche, Metsä und UMP,  ihre Werke teilweise heruntergefahren, weil Rohstoffe nicht geliefert werden. Insbesondere jene Branchen, die auf Umschlag im Hafen angewiesen sind, könnten Probleme bekommen. Edelstahlhersteller Outokumpu in Tornio kann nicht ausliefern und rechnet bereits mit einem niedrigeren Ergebnis. Privatpersonen müssen sich darauf einstellen, dass Onlinebestellungen länger dauern, dass bestimmte Produkte nicht in den Läden ankommen und dass es beispielsweise zu einem Treibstoffmangel kommen könnte.

Wird Treibstoffmangel ein Problem?

Die Sorge vor Treibstoffmangel ist ein großes Thema in den Medien, von „Muss ich zur Arbeit gehen, wenn ich nicht tanken kann“ bis “ Wie lagere ich Treibstoff sicher“. Allerdings ist der Konzern Neste mit der Gewerkschaft in letzter Minute einig geworden, dass die Raffinerie in Porvoo nicht heruntergefahren wird – es kann aber zu Verzögerungen in der Auslieferung kommen.

Laut Yle wurden ausländische Fluglinien gebeten, mit möglichst vollem Tank in Helsinki anzukommen, damit das vorhandene Flugbenzin möglichst lange reicht. Finnair will zusätzliche Tankstopps im Ausland einlegen. Nordfinnische Flughäfen wollen sich Flugbenzin aus Schweden holen – dort ist dies auf dem Landweg möglich.

Frühere Artikel zum Thema:

Dieser Beitrag wurde unter Finnland, Gesellschaft, Politik, Verkehr, Wirtschaft veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert