Zwangsehen ohne Erfolg: Drei Groß-Fylke wieder aufgelöst

Norwegen. Seit gestern hat Norwegen wieder 15 regionale Verwaltungseinheiten (fylke).  Troms und Finnmark sind nun ebenso wieder eigene Fylke wie Vestfold und Telemark oder Buskerud, Akershus und Østfold. Damit hat die Regierung von Jonas Gahr Støre und Trygve Slagsvold Vedum ein Wahlversprechen umgesetzt und einen Teil der „Zwangsfusionen“ der Regionalreform rückgängig gemacht.

Finnmark

Von Kirkenes in der Finnmark gesehen ist Oslo weit – und Tromsø auch.

Die Regionalreform war ein Projekt der konservativen Regierung von Erna Solberg (Høyre). Mehrere Fylke mit geringer Bevölkerungszahl sollten zu größeren fusionieren. Dagegen gab es in einigen Regionen heftigen Widerstand. In einer Abstimmung in der Finnmark waren beispielsweise 87 Prozent gegen die verlangte Fusion mit Troms. Zwar ist die Finnmark tatsächlich das Fylke mit der geringsten Bevölkerungszahl. Die großen Abstände sind aber schon innerhalb der Finnmark eine Herausforderung.

Kurz nach der Fusion schon wieder die Auflösung

Zum 1.1.2020 war die Regionalreform komplett umgesetzt, und Norwegen bestand nur noch aus 11 Fylke. Doch im September 2021 wurde in Norwegen neu gewählt. Mit den Zwangsfusionen hatte sich Solbergs Regierung in einigen Regionen nicht beliebt gemacht. Das trug mit dazu bei, dass die Wähler dort einen Wechsel wollten. Zum Koalitionprogramm der neuen Regierung aus Arbeiderpartiet und Senterpartiet gehörte deshalb, diese erzwungenen Fusionen für jene Fylke rückgängig zu machen, die dies wünschten. Von den sechs zum 1.1. 2020 fusionierten Fylke waren dies drei: Troms og Finnmark, Vestfold og Telemark sowie Viken, bestehend aus Buskerud, Akershus und Østfold.

Kleinere Fylke näher am Bürger

Als Vorteil der Fusion galt zwar der bessere Austausch zwischen den Fachkräften. Doch für die Bürger seien die kleineren Einheiten mit Einrichtungen in räumlicher Nähe von größerem Vorteil – zu diesem Schluss war beispielsweise Troms og Finnmark gekommen. Und so kam es, dass Regionalpolitiker und Verwaltung sich schon kurz nach der vollzogenen Fusion schon wieder mit der Auflösung der Bündnisse wider Willen beschäftigen mussten.

„Glückliche Scheidung“

Die politischen Vertreter für die neuen alten Fylkesgremien wurden bereits bei der Kommunalwahl im September gewählt und nehmen jetzt ihre Arbeit auf. In einigen Bereichen wird man weiter über die neuen alten Fylkesgrenzen hinaus zusammenarbeiten, in anderen wird jetzt wieder näher vor Ort entschieden. „Es gibt vielleicht nicht so viele glückliche Scheidungen“, zitiert NRK die neue Fylkesvorsitzende von Troms, Kristina  Torbergsen, doch das sei „ein Ergebnis einer Ehe, die nicht so viele haben wollten“.

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