Norwegen wählt den Wechsel: Deutliche Mehrheit für Mitte-Links

Norwegen. Nach acht Jahren Erna Solberg und einer konservativen Regierung wählten die Norweger deutlich den Wechsel. Wie der im Detail aussehen wird, ist noch nicht klar, aber der nächste norwegische Premierminister dürfte Jonas Gahr Støre heißen.

Jonas Gahr Støre

Jonas Gahr Støre, Arbeiderpartiet. Foto Storting

Von den 169 Abgeordneten im Storting sind jetzt 100 auf der „Mitte-Links“-Seite. Die sozialdemokratische Arbeiderpartiet unter Jonas Gahr Støre wurde mit 26,4 Prozent erneut größte Fraktion und erhält 48 Sitze – einen weniger als vor vier Jahren. Anders als vor vier Jahren gibt es jedoch mehrere potenzielle Koalitionspartner und Stützparteien. Die größte davon ist Senterpartiet, die vorab schon bevorzugt eine Zusammenarbeit mit Arbeiderpartiet angekündigt hatte. Mit 13,6 Prozent wurde Senterpartiet sogar drittstärkste Fraktion und gewann neun Sitze dazu. Diese Partei steht besonders für das ländliche Norwegen, das sich von Erna Solbergs Regierung oft vernachlässigt gefühlt hat.

Als weitere Partner für Jonas Gahr Støre kämen noch die Parteien weiter links infrage, sofern sie sich einigen können: Sosialistisk Venstreparti mit 7,3 Prozent, die linken Rødt mit 4,7 Prozent und Miljøpartiet de Grønne (MDG) mit 3,8 Prozent.

Erfolg für Rødt und Pasientfokus

Rødt gelang die Sensation, nach einer Wahlperiode mit einem einzigen Vertreter im Storting über die 4-Prozent-Hürde zu kommen. Mit 4,7 Prozent stehen ihnen gleich acht Mandate zu. MDG blieb trotz des großen Themas „Klima“ darunter und muss sich mit 3 Sitzen begnügen. Die norwegische Sperrgrenze ist nicht so absolut wie die deutsche. Wer darunter fällt, verliert lediglich das Recht auf Ausgleichsmandate. Diese zusätzlichen Mandate stärken eine Präsenz im Storting allerdings deutlich.

Ein historischer Erfolg ist auch der Parlamentssitz für die Initiative Pasientfokus aus Alta, die sich für ein vollwertiges Krankenhaus mit Geburtsabteilung in der größten Stadt der Finnmark einsetzt. Das nächste Krankenhaus ist in Hammerfest.

Ehemalige Regierungsparteien verlieren Sitze

Erna Solbergs Høyre bekamen zwar mit 20,5 Prozent mehr Stimmen, als die letzten Umfragen vermuten ließen. Die Fraktion liegt aber dennoch deutlich unter dem Ergebnis von 2017 und verlor neun Sitze. Den ehemaligen Koalitionspartnern geht es nicht besser. Fremskrittspartiet verlor sechs Sitze. Die Kristelig Folkeparti landete bei 3,8 Prozent und muss sich nun mit drei Sitzen begnügen. Venstre schaffte es allerdings mit 4,5 Prozent über die 4-Prozent-Grenze und erhält erneut acht Sitze. 

Übersicht:

  • Arbeiderpartiet: 26,3 % – 48 Sitze – (-1)
  • Høyre: 20,4  – 36 Sitze – (-9)
  • Senterpartiet: 13,5 – 28 Sitze – (+9)
  • Fremskrittspartet: 11,6% – 21 Sitze – (-6)
  • Sosialistisk Venstreparti: 7,6% – 13 Sitze – (+2)
  • Rødt: 4,7% – 8 Sitze – (+7)
  • Venstre: 4,6 % – 8 Sitze – (0)
  • Miljøpartiet de Grønne: 3,9% – 3 Sitze – (+2)
  • Kristelig Folkeparti: 3.8% – 3 Sitze – (-5)
  • Ein Sitz für die Initiative Pasientfokus

Alle Zahlen nach valgresultat.no

Stand 21.20 Uhr

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