Zu wenig Hering, zu wenig Surströmming

Schweden. Wer in diesem Jahr Surströmming essen will, muss sich beeilen. Denn es werden zur Premiere am 18. August weniger Dosen der berüchtigten Fischkonserve produziert – mangels Hering.  Die nordschwedischen Küstenfischer beschuldigen die großen Trawler. Darüber berichtete SVT.

Surströmming Dose

Für manche eine Delikatesse, für andere nicht: Surströmming. Foto Jonathan Winton/CC BY-ND 2.0

Dass die Heringe nicht für die übliche Menge Surströmming reichen, ist kein gutes Zeichen, auch nicht für diejenigen, die diese Art Fischzubereitung nicht mögen. Und es sind nicht die Surströmming-Esser, die unmäßig zugeschlagen haben – dieser Fanclub ist selbst in Schweden begrenzt. Der schrumpfende Heringsbestand – korrekterweise heißt der Hering östlich von Polen und Öland Strömling, schwedisch strömming – ist kein ganz neues Phänomen. Küstenfischer machen dafür die großen Trawler auf der Ostsee verantwortlich. Deren Fänge werden oft gar nicht von Menschen gegessen, sondern zu Futter für Aquakulturen verarbeitet.

Quotengröße und Quotenziele

In der Ostsee gelten die Quoten, die das ICES (International Council for the Exploration of the Sea) aufgrund der Bestandsdaten ermittelt. In der Praxis ist der Bestand aber gar nicht so einfach festzustellen, das sich die Heringsbestände auf viele kleine Untergruppen aufteilen. So hatte man in der Vergangenheit den Bestand teilweise überschätzt, was zu zu hohen Quoten und damit zu zu großer Befischung führte. Im vergangenen Jahr hat Fischerei-Zertifizierer MSC Heringen aus der zentralen Ostsee wegen fortgesetzt zu hoher Quoten das MSC-Siegel aberkannt.

Auch kann die aktuelle Fischereipolitik, die Nachhaltigkeit mit  dem Maximum Sustainable Yield (MSY), dem Maximalen Dauerertrag, definiert, die Größenzusammensetzung verändern – so erklärt es jedenfalls SLU, die Schwedische Landwirtschaftsuniversität, die auch für Fischerei zuständig ist. Es gebe durchaus viel Fisch, aber weniger von den großen Exemplaren, die einen guten Fang ausmachen.

Oskars Surströmming vor Betriebsaufgabe

Die Surströmming-Krise zeichnete sich seit Monaten ab. Schon das vergangene Jahr war schlecht. Die traditionsreiche Salzerei Oskars Surströmming in Tyrendö bei Sundsvall wird voraussichtlich schließen. BDFisk in Luleå, ein Unternehmen, über das die Fischer aus Norrbotten gemeinsam vermarkten, hat aus Finnland zugekauft, trotzdem reiche es nicht für den üblichen Bedarf.

Die Medienberichte haben dazu geführt, dass inzwischen Leute ihren noch vorhandenen Surströmming-Vorrat unter anderem über lokale Facebookgruppen anbieten – natürlich nicht zum Ladenpreis. Vorsichtige Interessenten fragen nach, aus welchem Jahr die Dosen stammen …

Früherer Artikel zum Thema: Heringsnetze in der Ostsee dieses Frühjahr fast leer

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