Vulkanausbruch immer wahrscheinlicher: Blaue Lagune geschlossen

Reykjanes (Island). Heftige Erdbeben und eine fortgesetzte Landhebung zeigen an, dass sich in der Tiefe weiterhin Magma in dem Bereich zwischen Þorbjörn, Sýlingarfell und Eldvörp auf Reykjanes sammelt. Es werden Pläne gemacht, um das Geothermiekraftwerk Svartsengi bei einem möglichen Vulkanausbruch zu schützen und es gibt Evakuierungspläne für Grindavík. Die Blaue Lagune ist zunächst für eine Woche aus Sicherheitsgründen geschlossen. Darüber berichtete RÚV. Mit Update 20.20 Uhr: Neue massive Erdbebenphase,Update 22.20 Uhr: Arbeiten an Schutzwall in Gang, Leute flüchten aus Grindavík.

Blick zum Kraftwerk Svartsengi

Blick zum Kraftwerk Svartsengi

In den vergangenen Jahren gab es regelmäßig Vulkanausbrüche auf Reykjanes. Diese befanden sich in unbewohntem Gebiet und der Lavafluss stoppte jeweils, bevor die Straße erreicht war.

Aktuell sammelt sich jedoch Magma zunächst in einem Bereich auf 4-5 Kilometern Tiefe, der zu einem anderen Vulkansystem gehört, dem Reykjanes – Svartsengi-System. Diese Ansammlung von Magma in der Tiefe verursacht die per GPS messbare Landhebung und die Erdbeben, die phasenweise sehr heftig sind, zum Beispiel in der Nacht von Donnerstag auf Freitag, wo es in dem Bereich allein sieben Beben stärker als 4 gab, eins davon 4,8. Das auch für Naturereignisse zuständige Meteorologische Institut schreibt, die Landhebung sei gleichmäßig, beschleunige sich aber phasenweise. Die Stärke der Erdbeben spiegele nicht die Menge des einfließenden Magmas wider. Die Ansammlung breitet sich vom Bereich um den Berg Þorbjörn in Richtung Eldvörp aus, einer Spaltenreihe, die schon im 13. Jahrhundert ausbrach. Der Tremor, der einen direkt bevorstehenden Vulkanausbruch verrät, wurde bisher aber noch nicht gemessen.

In dem Bereich, in dem aktuell ein Ausbruch als möglich gilt, liegen das Geothermiekraftwerk Svartsengi und die Blaue Lagune sowie ein Stück weiter Grindavík. Die schweren Beben lösen auch Steinschläge in der Natur aus. 

Gäste fliehen, Blaue Lagune schließt vorübergehend

Erdbeben auf Reykjanes am 9./10.November. Die grünen Sterne markieren das Zentrum der Beben über Stärke 3. Quelle Veðurstofa Íslands

Die Blaue Lagune hat gestern für eine Woche geschlossen. Zuerst hatte ein Veranstalter den Besuch für drei Tage ausgesetzt. Außerdem hatte der Polizeichef von Suðurnes kritisiert, dass die von vielen Menschen besuchte Einrichtung im Gefahrengebiet weiter offen hielt. In der Nacht zu Donnerstag sollen sogar Leute aus dem Hotel dort geflohen sein, nachdem es mehrere heftige Beben gab, und Steine aus den Lavawänden vor ihrem Eingang fielen. Am Donnerstag früh wurde dann die vorübergehende Schließung bekannt gegeben.

Erdwälle für Svartsengi?

Das Kraftwerk Svartsengi liefert Strom und Fernwärme nach Grindavík und darüber hinaus Es werden Pläne gemacht, wie das wichtige Kraftwerk vor Lava geschützt werden könnte. Möglich wäre dies eventuell mit Erdwällen. Nach bisherigen Erfahrungen müssten diese vier Kilometer lang und 6-8 Meter hoch sein. Auch die Leitungen, die ins Umland gehen, bräuchten Schutz.

Evakuierungsplan für Grindavík

Ein Evakuierungsplan für Grindavík  wurde nun veröffentlicht. Notfallgeneratoren sind vor Ort, werden aber nur ein Mindestniveau sicherstellen können. Es werden auch Verhaltenstipps gegeben, wie man Wärme und Strom spart, falls die Lieferung unterbrochen wird. Seit gestern Abend ist die Straße Norðurljósavegi bei Svartsengi nur noch für diejenigen benutzbar, die dort arbeiten.

Update 20.20 Uhr:

  • Farbcode Orange

    Farbcode Orange für die Luftfahrt auf Reykjanes. Quelle Veðurstofa Íslands

    Heute begann eine neue Phase extrem häufiger und starker Erdbeben, mit Stärken bis zu 5,2. Das Zentrum verlagert sich zum Sundhnjúkagígur, es gibt jedoch Erdstöße auf der gesamten Halbinsel. Die Stöße werden mit Spannungen in der Riftzone erklärt, die sich entladen.

  • Der Zivilschutz hat aufgrund der intensiven Erdbeben die Warnungen auf Gefahrenstufe angehoben.Der Farbcode für Flüge wurde von Gelb (Unruhe) auf Orange (wachsende Wahrscheinlichkeit für Vulkanausbruch) angehoben.
  • Grindavíkurvegur, Straße 43, der Zubringer aus Grindavík zur Reykjanesbraut, ist wegen massiver Schäden gesperrt worden. Wer in die Hauptstadt Reykjavík will, muss nun den Suðurstrandarvegur benutzen.

Update 22.20 Uhr:

  • Die Arbeiten am Schutzwall um das Kraftwerk Svartengi sind in vollem Gang.
  • Einwohner von Grindavík verlassen die Stadt mit Campingfahrzeugen, um den Erdbeben zu entgehen. Videos bei RÚV zeigen die Erschütterungen.

(bearbeitet 11.11. 1 Uhr)

Früherer Artikel zum Thema:

Bewegung auf Reykjanes: Grindavík bereitet sich auf Ausbruch vor

 

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