Norwegen. Fischzucht im Welterbegebiet der nordnorwegischen Vega-Inseln? Das hat die Region Nordland vor kurzem genehmigt. Protest dagegen kommt sowohl von Natur- als auch Kulturschützern. Darüber berichtete NRK.
Der Vega-Archipel etwas südlich des Polarkreises umfasst etwa 6500 Inseln verschiedener Größe. Vier davon sind noch ganzjährige bewohnt: Vega, Ylvingen, Kilvær und Omnøy. 2004 wurde die Inselgruppe auf die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen – nicht wegen ihrer Schönheit, sondern wegen der Zeugnisse einer 1500 Jahre alten Kultur, die auf Fischfang und insbesondere dem Sammeln von Eiderdaunen basierte. Auf diese Weise habe man es geschafft, trotz der unwirtlichen Umgebung nachhaltig zu wirtschaften und zu überleben, heißt es in der Beschreibung. Die Inselgruppe ist außerdem ein wichtiger Überwinterungsort für Vögel, es wurden dort 228 Arten beobachtet.
Den Antrag für eine Anlage bei Rørskjæran in dem Archipel hatte das norwegische Unternehmen Marine Harvest, weltgrößter Lachszüchter, bereits vor drei Jahren gestellt. Die Sache sei kompliziert gewesen, so eine Vertreterin der Verwaltung zu NRK. Man habe lange auf Stellungnahmen gewartet, die nicht gekommen seien. Schließlich habe man nicht länger warten wollen. Marine Harvest selbst erinnert daran, dass dort schon früher Lachs und Dorsch und Miesmuscheln gezüchtet wurden. Man habe die Pläne den Wünschen der Kommune angepasst und sei auch bereit, ein Überwachungsprogramm zu finanzieren, damit Welterbestatus und Meeresnutzung vereinbar seien.
Die Genehmigung gilt zunächst für fünf Jahre. Die Kommune Vega hat aber auch ein Gutachten beim norwegischen Institut für Naturforschung (NINA) zur Untersuchung der Auswirkungen in Auftrag gegeben. In der Hauptsache soll es bereits bis Weihnachten fertig sein, im Februar sind noch Vogelzählungen geplant. Sollte sich zeigen, dass es Konflikte mit dem Welterbe gebe, könne die Anlage an einen anderen Ort geschleppt werden.
Dass der Fylkesråd der Region Nordland diese Monate nicht abgewartet hat, empört Naturschützer mit Hinweis auf bekannte Probleme mit Zuchtanlagen. Ein Jurist wirft die Frage auf, ob der vorzeitige Beschluss nicht rechtswidrig sei. Der Verband zum Schutz der Kultur (Kulturvernforbundet) fürchtet bereits um den Welterbe-Status und nun hat sich auch die Denkmalschutzbehörde (Riksantikvaren) ablehnend zu diesem vorzeitigen Beschluss geäußert.
Vertreter des Fylkesråd weisen darauf hin, dass ein Welterbe-Status Nutzung nicht komplett ausschließe und dass man auf den Schutz der Natur achten werde.
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