Ukraine-Krieg beeinflusst auch die arktische Idylle auf Spitzbergen

Spitzbergen (Norwegen). Soll man weiter in Barentsburg Geld ausgeben oder unterstützt man damit Russlands Krieg gegen die Ukraine? Diese Frage beschäftigt die Bewohner von Longyearbyen seit Kriegsbeginn. Nach mehreren Debattenartikeln ließ die Lokalzeitung Svalbardposten nun die Leser darüber abstimmen – und das Ergebnis ist geteilt.

Russische Kultur auf Spitzbergen in Barentsburg. Foto Thomas Christiansen

In Barentsburg leben und arbeiten Russen und Ukrainer gemeinsam in einer Bergbausiedlung, die vom staatlichen russischen Konzern Trust Arktikugol betrieben wird. Neben Bergbau gibt es inzwischen auch Angebote für Touristen in Barentsburg und Pyramiden wie Gastronomie und Souvenirverkauf. Normalerweise sind Ausflüge in die russischen Siedlungen für Touristen interessant. Svalbard Reiselivsrad hatte zuletzt dazu aufgerufen, in Pyramiden und Barentsburg kein Geld mehr auszugeben, da dieses letztlich Trust Arktikugol  zugute komme. Zuvor hatte sich die Vereinigung der touristischen Unternehmen noch anders entschieden. Der Vorsitzende gibt allerdings zu, dass es es in der Vereinigung auch Stimmen gibt, die eine andere Auffassung haben.

Anfangs hatte man versucht, den Krieg auf Spitzbergen auszuklammern. Es gab die Auffassung, dass ein Boykott von Barentsburg und Pyramiden nur den Menschen vor Ort schaden würde, die nichts für den Krieg könnten. Eine kleine Gemeinschaft auf einer arktischen Insel weitab von allem anderen müsse zusammenhalten. Der norwegische Sysselmester ist außerdem für die komplette Inselgruppe zuständig und muss weiterhin mit Barentsburg kooperieren. Trust Arktikugol wurde von der norwegischen Regierung. für seine lokalen Tätigkeiten eine Ausnahme von der norwegischen Flugverbotszone gewährt.

Bisher keine Sanktionen für russische Fischer

Norwegen hat sich den EU-Sanktionen angeschlossen,  betreibt aber bestimmte Kooperationen mit dem östlichen Nachbarn weiter, zum Beispiel die Verwaltung des Fischbestandes in der Barentssee. Russische Fischer können auch weiterhin vor Norwegen fischen und ihren Fang in Festland-norwegischen Einrichtungen verkaufen.

Abstimmung zeigt Spaltung

Auf Spitzbergen hat der Versuch, trotz des Krieges die Harmonie auf der Insel zu behalten, offenbar ein paar Risse bekommen. Die Abstimmung bei Svalbardposten zeigt zwar einen Vorsprung für die, die weiter Nachbarschaft pflegen wollen (48,2 Prozent). Doch der Abstand zu denen, die mit einem Finanz-Boykott gegen den Krieg demonstrieren wollen (40,5 Prozent). ist gar nicht so groß. Der Rest will sich zu dem Thema nicht positionieren.

Der Chefredakteur von Svalbardposten, der sich gegen jede Art von Boykott ausspricht, erinnert in einem Debattenbeitrag daran, dass die Barentsburger gerade schon genug Probleme haben, weil sie bereits von den westlichen Sanktionen betroffen seien – zum Beispiel, weil ihre Bankkarten in Longyearbyen nicht mehr akzeptiert werden. Und wenn sie die Möglichkeit auf ein Einkommen verlieren, könnten sie auch nicht einfach „nach Hause“ fahren.

Nachtrag: Die Umfrage ist von der Seite entfernt worden.

Früherer Artikel zum Thema: Kein Eiserner Vorhang auf Spitzbergen

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Eine Antwort zu Ukraine-Krieg beeinflusst auch die arktische Idylle auf Spitzbergen

  1. Rudin sagt:

    Spitzbergen und Barentsburg vom Krieg ausklammern!
    Ich war dort! Diese Leute sind schon abgeschieden genug und brauchen uns!
    Es war wunderbar, auch das Bier aus der eigenen Brauerei.

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