Troms oder Finnmark? Heute stimmt Alta über Zugehörigkeit ab

Alta (Norwegen). Seit dem 1. Januar 2020 sind die beiden früheren nordnorwegischen Fylke Troms und Finnmark eine gemeinsame Verwaltungseinheit. Diese Zusammenlegung hatte die Regierung von Erna Solberg gegen den erbitterten Widerstand der Betroffenen bestimmt. 2024 könnte sie schon wieder Geschichte sein, denn die neue Regierung erlaubt die Auflösung solcher „Zwangsehen“. Die Kommune Alta spielt dabei nun die Rolle des Scheidungskindes: Heute können die Bürger darüber abstimmen, ob sie lieber zu Troms oder wie früher zur Finnmark gehören wollen. Darüber berichtete NRK.

Nordlyskatedralen Alta

Nordlyskathedrale in Alta

Troms og Finnmark ist mit Abstand Norwegens größtes Fylke, hat aber nur knapp 250 000 Einwohner. Die Distanzen sind riesig – von Vardø sind es beispielsweise 863 Kilometer zur Verwaltungshauptstadt Tromsø. Ist die E6 über Kvænangsfjellet mal wieder gesperrt, geht der einzige Landweg durch Finnland, was in Coronazeiten wegen der geschlossenen Grenzen durchaus ein Problem war. Der Widerstand gegen die Fusion war in den östlichen Finnmark-Kommunen am größten.

Norwegens neuer Premierminister Jonas Gahr Støre von der Arbeiderpartiet und Koalitionspartner Senterpartiet verdanken ihren Erfolg unter anderem der Ankündigung, dass sie die Auflösung der zwangsweise zusammengeschlagenen Fylke erlauben würden. Neben Troms og Finnmark betrifft dies auch Viken und Vestfold og Telemark.

Riesiges Fylke in Nordnorwegen kein Vorteil für Bürger

Norwegen Fylke

Norwegens nördlichste Provinzen vor der Fusion. Karte sel/ stepmap.

Eine Untersuchung des Fylkeråd von Troms og Finnmark, dem politischen Gremium, kommt zu dem Schluss, dass die „kleineren“ Verwaltungseinheiten mehr Vorteile für die Bürger hatten als das fusionierte Fylke – wegen der geringeren Reisezeiten und -kosten, aber auch, weil man in kleineren Einheiten leichter Gehör findet. Einziger Vorteil der Fusion war der bessere fachliche Austausch der zusammengelegten Verwaltung.

Alta war die größte Stadt der Finnmark mit rund 21 000 Einwohnern. Die Hauptstadt der Finnmark war allerdings Vadsø weit im Osten. Alta liegt direkt an der Grenze zu Troms. In Alta war der Widerstand gegen die Fusion am geringsten und die Vorteile am größten. Ein Teil der Bürger sieht mehr Vorteile darin, bei einer Neuaufteilung Troms anzugehören statt der Finnmark. Deshalb lässt Alta die Bürger heute darüber abstimmen. Das Votum ist allerdings nicht bindend.

Storting muss Aufteilung genehmigen.

Letztendlich muss das norwegische Parlament, der Storting, die Aufteilung genehmigen. Eine Aufteilung, die nicht innerhalb der früheren Grenzen verläuft, ist bisher allerdings nicht vorgesehen. Ohne Alta hätte die Rest-Finnmark auch nur rund 50 000 Einwohner – sehr wenig für ein Fylke. Dies würde möglicherweise gar nicht genehmigt werden. Wie NRK berichtet, kreuzen deshalb nun einige, die gegen die Aufsplittung sind, die Alta/Troms-Variante an. Nach dem Umfragen gibt es aber eine knappe Mehrheit für Alta in der Finnmark.

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