Skellefteå: Gedichte und Musik aus dem Eisloch – diesmal digital

Skellefteå (Schweden). Eigentlich wäre in diesem Jahr der zehnte Geburtstag des internationalen Winterschwimmens in Skellefteå fällig gewesen, zu dem sonst mehrere Hundert Teilnehmer kommen. Aus bekannten Gründen konnte die Veranstaltung in diesem Jahr nicht durchgeführt werden. Die Disziplinen „Eislochpoesie“ und „Musik im Eisloch“ fanden aber trotzdem statt – mit Beiträgen, die die Teilnehmer selbst aufgenommen und zugesendet hatten. Der Veranstalter Dark and Cold zeigte sie in der Sendung „Hela världen badar“ direkt vom Eisloch im Skellefteälv.

Susanna Hedlund

Susanna Hedlund aus Skellefteå gewann den Musikwettbewerb. Screenshot aus Susanna Hedlunds Video

Der schwedische Name von Dark and Cold lautet Mörkrets och Kylans Glada Vänner (Fröhliche Freunde von Dunkelheit und Kälte), deren Ziel laut Eigenbeschreibung ist: Positive Erlebnisse entwickeln für diejenigen, die in einem Klima mit viel Dunkelheit und Kälte leben. Die Vereinsgründer haben sich von den finnischen Nachbarn inspirieren lassen, denn in Schweden hat Winterschwimmen weniger Tradition. Es findet allerdings immer mehr Freunde – nicht zuletzt, weil das Event in Skellefteå Leute neugierig macht, es auch bei sich vor Ort zu probieren.

Neben dem klassischen Wettschwimmen gab es in den vergangenen drei Jahren bereits die Disziplin „Vakpoesi“, also selbstgeschriebene Gedichte, die in einem Eisloch vorgetragen werden. Bewertet wird dabei die Gesamtperformance: Gedicht, Outfit und Vortrag. Statt des Live-Events riefen die Veranstalter nun dazu auf, selbstgedrehte Beiträge einzuschicken. Dazu wurde auch noch eine neue Disziplin eingeführt: Musik i vak, also ein Musikbeitrag aus dem Eisloch. Wer weder Gedichte noch Musikbeiträge auf Lager hatte, konnte auch einfach einen kurzen Gruß schicken, selbstverständlich aus dem Wasser.

Moderator am Eisloch, Beiträge zugeschickt

Die Beiträge wurden in eine eineinhalbstündigen Livesendung vom „Studio“ am Eisloch im Skellefteälv eingebettet, an deren Ende der Moderator selbst ins kalte Wasser stieg. Ein Video davon ist auf Facebook zu sehen. Die Sendung wurde größtenteils in Englisch moderiert, um auch für das internationale Publikum verständlich zu sein, das sonst anreist. Die meisten Beiträge kamen allerdings aus Schweden.

Karin Kebbe Helin

Karin Kebbe Helin mit einer Replik an Sonja Åkesson. Screenshot aus Karin Kebbe Helins Video

Bei der Sendung gab es eine Panne: Statt des Gewinnerbeitrags aus dem Poesiewettbewerb wurde der Musikbeitrag derselben Teilnehmerin gezeigt – und deshalb konnten Zuschauer auch erst viel später ( bei 1.16.50) nachvollziehen, was die Jurorinnen dazu gesagt hatten. Diese hatten die literarische Finesse zu würdigen gewusst, mit der Karin Kebbe Helin aus einem Stockholmer Eisloch eine Replik an die Dichterin Sonja Åkesson vortrug. Die detaillierten Kommentare der literaturfesten Jurorinnen bleiben dem schwedischsprachigen Publikum vorbehalten. International verständlich sind dagegen die sechs Musikbeträge – Flöte, Mandoline und Mundharmonika gespielt aus dem Eisloch, von denen jeder einen Preis verdient hätte.

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