Schweden führt die „Zivilpflicht“ wieder ein

Schweden. Die schwedische Regierung bereitet das Land auf härtere Zeiten vor: Nachdem schon die  ausgesetzte Wehrpflicht wieder eingeführt worden ist, soll nun auch die ausgesetzte Zivilpflicht wieder aufleben. Sowohl-Wehr- als auch Zivilpflicht gelten inzwischen für Frauen und Männer, allerdings wird nur ein Teil eines Jahrgangs eingezogen. Mit Update zur Wehrpflicht 9 Uhr.

Brandschützer im Einsatz

Brandschützer im Einsatz. Foto PxHere, CC0

Die „Zivilpflicht“ ist eine Grundausbildung in nichtmilitärischen, aber systemrelevanten Bereichen, die auch im Krisen- oder Kriegsfall aufrecht erhalten werden müssen, wie Stromversorgung und Rettungsdienst. Im ersten Schritt soll es laut SVT vor allem um eine Verstärkung im kommunalen Rettungsdienst gehen, zu dem auch der Brandschutz gehört, mit ungefähr 3000 Personen. Wer diese Ausbildung durchlaufen hat, kann im Ernstfall zu dieser Tätigkeit verpflichtet werden. Begründet wird die Aktivierung der Zivilpflicht explizit mit den Lehren, die man aus dem Krieg in der Ukraine ziehen müsse – um die Zivilbevölkerung zu schützen, sei nicht nur Militär wichtig.

Wehr- und Zivilpflicht 2010 auf Eis gelegt

Wie andere Länder auch hatte Schweden nach dem Ende des kalten Krieges seinen Wehretat zurückgefahren. Als man 2010 Wehr- und Zivildienst auf Eis legte, seien schon fünf Jahre lang keine Zivilpflichtigen mehr eingezogen worden, so Göteborgs Posten.

Die Wehrpflicht war 2014 zunächst teilweise für Auffrischungsübungen wieder eingeführt worden, seit 2018 werden auch wieder junge Leute zur Grundausbildung eingezogen. Die Dauer der schwedischen Wehrpflicht ist abhängig von der gewählten Ausbildung und kann zwischen 6 und 15 Monaten betragen.

Update/Ergänzung zur Wehrpflicht: Laut Sveriges Radio erhalten in den nächsten Wochen die zukünftigen 18-Jährigen ihre Aufforderung zum Ausfüllen der digitalen Musterungsunterlagen – rund 106 000 junge Männer und Frauen. 22 500 davon sollen zur Musterung einbestellt werden, was die höchste Zahl ist seit der Wiedereinführung der Wehrpflicht. Davon sollen dann etwa 6000 tatsächlich nach Ende ihrer Schulzeit zur Wehrpflicht einberufen werden. Diese Zahl der Plätze für die Grundausbildung soll in den kommenden Jahren noch ausgebaut werden auf 8000.

Früherer Artikel zum Thema:

Schweden: Spionagegesetz auf Kosten von Pressefreiheit

Dieser Beitrag wurde unter Gesellschaft, Militär, Politik, Schweden veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

2 Antworten zu Schweden führt die „Zivilpflicht“ wieder ein

  1. Peter Kuhles sagt:

    Nach welchen Kriterien werden in Schweden die Wehrpflicht ausgewählt?

    • Andrea Seliger sagt:

      Nach Eignung, laut der zuständigen Behörde (Plikt-och Prövningsverket) . Das Verfahren ist so: Alle 18-Jährigen erhalten einen Brief mit der Aufforderung, eine Online-Umfrage auszufüllen. Da wird u.a. nach der Gesundheit, aber auch nach dem Interesse an einem Dienst bei den Streitkräften gefragt. Darunter werden dann die ausgewählt, die nach dieser Selbstauskunft am geeignetsten gelten, und zur Musterung eingeladen. Dort werden diese intensiv getestet, und die, die sowohl psychisch als auch physisch am besten geeignet sind (oder sein sollen), beginnen dann die Grundausbildung. So jedenfalls die Theorie.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert