Schweden. Nach Dänemark und Großbritannien will nun auch Schweden weitgehend die coronabedingten Einschränkungen beenden. Am 29. September tritt diese „Stufe 4“ des Öffnungsplans in Kraft. Ungeimpfte werden allerdings aufgefordert, weiterhin Abstand zu halten – und das Pandemiegesetz bleibt noch vier Monate gültig. (Update mit erweiterter Tabelle).
Zurzeit gelten noch Obergrenzen für Veranstaltungen, abhängig davon, ob sie draußen oder drin stattfinden und ob man sitzt oder sich bewegt – zwischen 50 und 3000. In Restaurants darf man maximal zu acht sitzen. Diese Regeln werden nun am 29. September fallen. Außerdem wird man nicht weiter dazu angehalten, zu Hause zu arbeiten. Es gilt allerdings immer noch die wichtigste Regel: Wer Symptome hat, soll sich testen lassen und sich isolieren, bis eine Covid-Infektion ausgeschlossen (oder überstanden) ist. Die Empfehlung zur Maske im öffentlichen Nahverkehr, die ohnehin nur begrenzt beachtet wurde, wurde bereits am 1. Juli aufgehoben. Fluggesellschaften verlangen die Maske aber weiterhin.
Ministerin zufrieden mit bisheriger Impfkampagne
Sozialministerin Lena Hallengren begründete diesen Schritt damit, dass die Impfkampagne weit fortgeschritten sei und rief alle Zögernden auf, sich nun ebenfalls impfen zu lassen. Für Ungeimpfte gilt weiterhin die Empfehlung, Abstand zu halten, insbesondere zu Risikogruppen, und Menschenansammlungen zu meiden.
Für den Fall, dass die Pandemie in Schweden wieder mehr Fahrt aufnehmen sollte, hat sich die Regierung jedoch die Möglichkeit gesichert, wieder mehr Regeln einzuführen: Das zeitlich befristete Pandemiegesetz und das Restaurantgesetz wurden bis Ende Januar 2022 verlängert. Einen Impfnachweis braucht man in Schweden zurzeit nur für Auslandsreisen. Die Einführung eines solchen Dokuments für Veranstaltungen wird bisher nicht für notwendig angesehen, ein entsprechender Gesetzesentwurf ruht in der Schublade.
Vor allem die Älteren sind in Schweden geimpft
Schweden hat zurzeit laut ECDC eine 14-Tage-Inzidenz von 137,9 Neuinfizierten pro 100 000 Einwohner, Tendenz ungefähr gleichbleibend. Rund 300 sind wegen Covid stationär in Behandlung, etwa 40 davon auf der Intensivstation (in den letzten Tagen etwa gleichbleibend). Der Anteil der voll Geimpften liegt laut our world in data sowohl in Schweden als auch in Deutschland zurzeit um die 63 Prozent der Gesamtbevölkerung. Im Detail gibt es jedoch Unterschiede: Es sind in Schweden mehr Ältere geimpft, die bekanntlich auch das höchste gesundheitliche Risiko durch Corona haben. Jüngere bekamen die Möglichkeit erst später. Erst vor kurzem rang sich die Behörde für öffentliche Gesundheit (Folkhälsomyndigheten) überhaupt dazu durch, die Impfung auch regulär für Kinder ab 12 Jahren zu empfehlen. Zuvor galt dies nur für Risikogruppen. Die Impfung von Kindern ab 12 hat in den meisten Regionen noch gar nicht begonnen. Der Anteil derer, die wenigstens eine Dosis haben, liegt in Schweden etwas höher als in Deutschland. Dazu gehören viele 16-18-Jährige.
Auch Island lockert
Als eines der ersten Länder überhaupt hatte Island am 26. Juni alle Einschränkungen aufgehoben und dann vier Wochen später wieder welche eingeführt. Inzwischen sind die Inzidenzen auf Island wieder gefallen und die Belastung für das Gesundheitswesen gesunken. Island hat wieder gelockert, aber noch nicht komplett.
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Zu viele Virusfälle: Island führt wieder Beschränkungen im Land ein