Norwegen/Russland. Der norwegisch-russische Spionagethriller bekommt ein neues Kapitel. Am Freitagabend ist ein russischer Staatsbürger auf dem Flughafen Gardermoen wegen illegaler Geheimdienstaktivitäten festgenommen worden. Von offizieller Seite gibt es dazu wenig Informationen. Medien spekulieren aber bereits darüber, dass dieser gegen den in Moskau inhaftierten Norweger Frode Berg ausgetauscht werden könnte.
Laut NRK handelt es sich bei dem Festgenommenen um einen 51-Jährigen, der früher als IT-Berater des russischen Parlaments bezeichnet wurde und auch Vorträge über Datensicherheit hielt. Er hatte in Oslo an einem Seminar über Digitalisierung teilgenommen, das im norwegischen Parlament (Storting) stattfand). Dort war er offenbar aufgefallen und der Inlandsnachrichtendienst PST (Politiets Sikkerhetstjeneste) wurde eingeschaltet. Die russische Botschaft in Oslo bestätigte die Festnahme auf Facebook, bezeichnete die Vorwürfe aber als „konstruiert unter einem absurden Vorwand“. Die Anwältin des Festgenommenen erklärte auf Medienanfragen, dieser halte den Vorwurf für ein Missverständnis.
Die norwegischen Medien zogen sehr schnell die Verbindung zu einem anderen Fall: Anfang Dezember 2017 wurde der Norweger Frode Berg in Moskau wegen des Verdachts auf Spionage festgenommen und sitzt seitdem dort in Untersuchungshaft, die immer wieder verlängert wurde. Berg ist ehemaliger Grenzinspektor aus Kirkenes und galt als jemand, der sich für gute Beziehungen zwischen Norwegen und Russland einsetzte. Vor offizieller Seite war dazu praktisch nichts öffentlich zu hören. Auch nicht, als über seine Anwälte bekannt wurde, dass er zugibt, als eine Art Kurier für den norwegischen Geheimdienst tätig gewesen zu sein. Er soll aber die Tragweite seiner Tätigkeit zunächst nicht verstanden haben. Auch hatte er offenbar aussteigen wollen und soll für den letzten Auftrag unter Druck gesetzt worden sein. Sein russischer Anwalt hatte stets für eine politische Lösung geworben. Damals gab es allerdings keinen russischen Spion in Norwegen, gegen den man Berg hätte austauschen können.
Nachdem die Festnahme des Russen bekannt wurde, spekulieren Medien nun darüber, dass sich Bergs Chancen auf Rückkehr nach Norwegen dadurch verbessert hätten.
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