Reykjanes (Island). Beim jüngsten Vulkanausbruch auf Reykjanes ist Lava über eine Zufahrtsstraße zum Kraftwerk Svartsengi und die Blaue Lagune geflossen. Doch der Verkehr soll bald wieder rollen – eine neue Straße wurde über die Lava gelegt. Und der nächste Ausbruch kommt bestimmt: Das Land hebt sich schon wieder. Mit Ergänzung 16 Uhr.
Wie verlegt man Rohre lavasicher? Wie repariert man ein Fernwärmenetz, wenn der ganze Ort „verrutscht“ ist? Wie baut man eine Straße über frische Lava? Die Herausforderungen der Ingenieure und Baufachleute auf Reykjanes sind nicht gering, und immer soll es schnell gehen.
Das beschädigte Heißwassersystem für die noch bewohnten Orte auf an der Südspitze von Reykjanes konnte, wie berichtet, wiederhergestellt werden. Probleme gibt es noch in Grindavík, wo zwar aktuell keiner wohnt, aber Frostschäden vermieden werden sollen: Das heiße Wasser aus Svartsengi kommt mit zu wenig Druck dort an, denn das Rohr hat offenbar ein Leck – und das liegt unter Lava. Um es zu reparieren, muss die Lava aufgegraben werden. Wenn Grindavíker nun ihre Häuser aufsuchen, sollen sie das fragile System möglichst nicht überbeanspruchen – und auch nicht auf die Toilette gehen, denn das Abwassersystem ist auch wieder kaputt.
Straße mit Heizung – auf der frischen Lava
Die Lava hatte auch die direkte Zufahrt zum Geothermiekraftwerk Svartsengi und zur Blauen Lagune überflossen. Nun, so teilte die Straßenbaubehörde mit, wurde eine neue Zufahrt gelegt – über die frische, noch warme Lava. Die neuen Leitpfosten haben Temperatursensoren. Man darf maximal 50 km/h fahren und sollte dort nicht stehen bleiben. Ab Anfang dieser Woche soll sie nutzbar sein.
Die Blaue Lagune hat nun wieder geöffnet. Bis zur Freigabe der neuen Lavastraße muss man allerdings einen ziemlichen Umweg dorthin fahren.
Unternehmer aus Grindavík wollen mehr Zeit im Ort
Einige Unternehmer aus Grindavík würden auch gerne wieder in Gang kommen und beklagen, dass sie zu wenig Zugang zu ihren Betrieben bekommen, wie RÚV berichtet. Der Zugang war zuletzt aus Sicherheitsgründen streng geregelt. Grindavík ist einer der wenigen guten Häfen an der Südwestküste, es gibt dort normalerweise Fischannahme und Fischverarbeitung. Aber die Fischer müssen sich andere Häfen suchen, wenn dort niemand ihren Fang abnimmt. Für die Unternehmer, darunter der Geschäftsführer eines Fischhandels, wäre die größere Präsenz im Ort auch wichtig, damit der Ort selbst überlebt.
Schlechte Zukunftsaussichten für Grindavík als Wohnort
Aktuell herrscht mehr oder weniger Ruhe, aber die GPS-Geräte verraten es: Unter Svartsengi hebt sich das Land wieder, was heißt, dass sich die Magmakammer zur nächsten Runde füllt. Möglicherweise gibt es schon Ende Februar den nächsten Ausbruch. Da es völlig unklar ist, wie lange dieses monatliche „Magma ansammeln und Ausbrechen“ noch andauert, dürften viele Grindavíker darüber nachdenken, ob sie das Angebot der Regierung annehmen und ihr Haus verkaufen.
Ergänzung 16 Uhr: Die Polizei erlaubt ab sofort wieder den Aufenthalt in Grindavík für Einwohner und Unternehmer, rund um die Uhr auf eigene Gefahr. Es wird explizit davon abgeraten – zum einen wegen der kaputten Infrastruktur, zum anderen wegen der gefährlichen Spalten. Eine Reihe von Unternehmern hatten sich dies aber gewünscht.
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