Finnland. Der „Postilakko“ legt Finnland zunehmend lahm. Gestern begannen die Sympathiestreiks zur Unterstützung der Postgewerkschaft Biss zu zeigen: 300 Finnair-Flüge wurden gestrichen, Fähren blieben im Hafen. Ab Freitag starten auch Aktionen der Bahnmitarbeiter. Und der Poststreik soll notfalls bis zum 22. Dezember dauern. Darüber berichten Yle, Svenska Yle und Yle News.
Das Hauptproblem des Konflikts: Die Postgewerkschaft versucht, möglichst gute Bedingungen für 700 Paketsortierer herauszuholen, für die sie streng genommen gar nicht mehr zuständig ist. Diese wurden nämlich in eine neue Gesellschaft ausgegliedert, wo sie zukünftig zu einem geringeren Lohn arbeiten sollen, abgesehen von einer übergangsweisen Unterstützung. Bei ihrem neuen Arbeitgeber fallen sie nämlich nicht mehr unter den Posttarif, sondern nach Aussagen der Gewerkschaft 30-50 Prozent niedriger. Dabei handelt es sich ohnehin schon um eine niedrig bezahlte Gruppe.
Am vergangenen Wochenende versuchten vier externe Vermittler ihr Glück und scheiterten diesmal an der Arbeitgeberseite, dem Medienverbund, die jetzt für die Paketsortierer zuständig ist. Das Problem: Es sind die Tarifverhandlungen des Post- und Logistikgewerbes, nicht des Medienverbundes. Der hat noch einen gültigen Tarifvertrag, an dem er nichts ändern will. Und der Geschäftsführer meint, die Post könne die Paketsortierer ja zurück nehmen.
Ärger über „Vertrags-Shopping“
Die Unterstützung der Seeleute, des Flugpersonals, der Servicemitarbeiter und für 24 Stunden auch der Busfahrer von Helsinki haben dem Poststreik eine enorme Reichweite verliehen. In den Häfen werden die Stauer von Donnerstag bis Samstag ihre Arbeit niederlegen. Bei der Bahn sieht es wie folgt aus: Am Freitagmorgen 6, Uhr beginnen Kundendienstmitarbeiter und Fahrkartenverkäufer mit einem Sympathiestreik für 24 Stunden. Am Montag, 2. Dezember legen die VR-Lokführer der Nahverkehrszüge im Großraum Helsinki die Arbeit nieder. Am 3. Dezember werden Fern- und Güterzüge bestreikt. AM 9. Dezember werden die Betriebszentralen der Bahn für 24 Stunden ausfallen. In dieser Zeit stehen die Züge still.
Ein so massiver Arbeitskampf für 700 Paketsortierer? Dass die anderen Gewerkschaften dazu bereit sind, dürfte daran liegen, dass es auch ums Prinzip geht: Immer mehr Unternehmen schließen Verträge mit Gewerkschaften, mit denen sie günstigere Tarife aushandeln können, der Arbeitnehmer hat nicht die Wahl. „Vertrags-Shopping“ wird diese Taktik genannt – und trifft auch andere Branchen. Im Falle der Postmitarbeiter kam noch dazu, dass gleichzeitig mit der Ausgliederung das fürstliche Gehalt des (damaligen) Postchefs bekannt wurde.
Keine Lösung vom Ex-Gewerkschaftsführer Rinne
Die Gewerkschaften mögen sich auch etwas anderes erhofft haben von der neuen Regierung, immerhin ist Premierminister Antti Rinne ein ehemaliger Gewerkschaftsführer. Und die Post ist ein staatliches Unternehmen, das allerdings durch Mitbewerber im Paketbereich Marktanteile verloren hat. Rinne erbt dabei auch die Unzufriedenheit mit der Regierung Sipilä – dafür wurde er gewählt. Aktuell sieht es aber nicht so aus, als hätte er eine schnelle Lösung. Und für Dezember habe weitere Gewerkschaften unabhängig davon ihren eigenen Arbeitskampf angekündigt.
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