Polarstern und Ousland/Horn: Polarexpeditionen auf bewegtem Eis

Arktis. Wie verändert sich das arktische Meereis? Dafür wurde das Forschungsschiff Polarstern eingefroren und driftet nun im Winter durchs Polarmeer, damit die Wissenschaftler die Verhältnisse vor Ort studieren können. In gleicher Mission, aber auf andere Art, sind die Abenteurer Børge Ousland und Mike Horn auf Skiern dort unterwegs. Beide Parteien kommen bisher zum selben Schluss: Dünnes Eis, viel Bewegung.

Nordpolexpeditionen

Aktuelle Polarexpeditionen. Blau Polarstern, rot Ousland/Horn(ungefähr). Karte Screenshot MOSAiC/Bearbeitung sel

Auf der Karte mag es so aussehen, als sei die Polarstern inzwischen tief im Eis. Weit um das Schiff herum sind Messstationen ausgebreitet. Der jüngste Sturm brachte das Eis kräftig in Bewegung. Wieder einmal muss Ausrüstung verlegt werden, damit sie nicht beschädigt wird oder gar in einem Riss versinkt.

Während die Forscher auf der Polarstern sich zumindest immer auf das Schiff zurückziehen können, das geheizt ist, ausreichend Vorräte an Bord hat und Schutz vor Eisbären bietet, haben Børge Ousland und Mike Horn es deutlich unbequemer. Der Norweger und der Südafrikaner, beide erfahrene Abenteurer in Polargebieten, hatten sich am 12. September vom Segelschiff Pangaea an der Eiskante nördlich der Laptewsee absetzen lassen. Seitdem sind sie auf Skiern unterwegs, das Gepäck wird auf Pulkas gezogen. Zum Gepäck gehört auch ein Boot, mit dem sie die Wasserflächen überwinden. Und davon gab es schon reichlich. Gegenüber NRK berichtete Ousland nach den ersten Tagen von sehr dünnem Eis. Der Plan: Zuerst zum Nordpol, dann Richtung Spitzbergen, wo Pangaea sie wieder an der Eiskante abholen soll – und das bei zunehmender Dunkelheit.

„Eis jünger und dünner“

Den Pol erreichten sie am 2. November, seitdem sind sie wieder auf dem Weg nach Süden. „Das arktische Eis schrumpft nicht nur in der Ausdehnung, es ist in den vergangenen Jahren auch jünger und dünner geworden…Das führt dazu, dass das Eis aufbricht und sich deutlich schneller bewegt als früher, was zwei der größten Herausforderungen sind, denen wir bisher bei diesem Abenteuer begegnet sind. Es ist traurig für mich zuzugeben, aber in all meinen Jahren als professioneller Abenteurer war ich noch nie so stark von Klimawandel betroffen“, schrieb Mike Horn vor wenigen Tagen auf Instagram.

Reicht das Essen?

Kälte sind die beiden gewohnt, neben den häufigen Querungen von Wasser und dünnem Eis haben auch ungünstige Winde und Eisdrift den ursprünglichen Zeitplan verzögert. Sollten sie deutlich dahinter zurückbleiben, würden die Essensvorräte nicht reichen. NRK berichtete, sie seien in Kontakt mit der norwegischen Rettungszentrale gewesen. Aktuell ist aber keine Evakuierung geplant. Das norwegische Forschungsschiff Kronprins Haakon befindet sich gerade nördlich von Spitzbergen.

Nansens Spuren in der Polargeschichte

Ousland und Horn waren bereits 2006 gemeinsam im Januar auf Skiern zum Nordpol aufgebrochen und hatten diesen auch erreicht , die aktuelle Tour „quer über das Eis“ beruht auf diesen Erfahrungen. Ousland war 1990 zum ersten Mal am Nordpol und danach noch mehrfach bei verschiedenen Expeditionen in der Region unterwegs, unter anderem auf Nansens und Johannsens Ski-Route Richtung Franz-Josef-Land. Die Polarstern befindet sich gerade ebenfalls auf Nansens Spuren: Er war der erste der sein Schiff einfrieren und durch das Polargebiet driften ließ. Seine Fram brauchte allerdings drei Jahre. Auch damals wurden Messungen vorgenommen. Ein Wissenschaftler des AWI verglich nun die Temperaturdaten:

Mehr zur Expedition der Polarstern:

Ein Jahr im Eis: Expedition MOSAiC ist gestartet

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