Norwegen. Der Spellemannprisen ist in Norwegen ungefähr das, was in Deutschland der Echo-Musikpreis ist. Oder in den USA ein Grammy. Die Auszeichnungen für 2017 wurden nun verteilt – den Ehrenpreis erhielt die samische Künstlerin Mari Boine.
Mari Boine, 60, stammt aus Karasjok in Nordnorwegen und macht seit mehr als 30 Jahren Musik. Ihr Durchbruch 1989 kam mit dem Album „Gula Gula“, für das sie auch ihren ersten Spellemannpris erhielt. Zwei weitere folgten. Der vierte ist nun ein ganz besonderer: „Der Ehrenpreis geht an eine Musikvermittlerin von Weltklasse. Eine mutige Künstlerin, die sich nicht davor scheute, mit der Diskriminierung abzurechnen. Sie hat Raum für Musik und Künstler von Urvölkern der ganzen Welt geschaffen“ , sagte Kari Bremnes, die die Auszeichnung übergab (Szenen der Preisvergabe bei NRK). ZUr Überraschung der Geehrten trat die samische Nachwuchssängerin Isák mit „Elle“ einem von Boines bekanntesten Liedern/Joiks auf. Isák (Ella Marie Hætta Isaksen) hatte erst vor kurzem den Talentwettbewerb Urbi von NRK Sápmi und P3 gewonnen.
Mari Boines neue Platte: „Die andere Seite“
Wer Mari Boines frühere Alben kennt, dürfte von der jüngsten Platte „See the woman“ etwas überrascht gewesen sein: Nachdem sie 30 Jahre lang fast ausschließlich in ihrer Muttersprache Nordsamisch gesungen hatte, sind diesmal fast alle Lieder auf Englisch. „Ich wollte immer wissen: Was passiert, wenn mehr Menschen meine Texte verstehen“, sagt sie im Trailer zur Platte. Auch musikalisch hat sie experimentiert – mit dem Sound der 1980er Jahre, als sie ihre Ausbildung zur Lehrerin in Alta absolvierte und David Bowie, Abba, die Eurythmics und Patti Smith aufsaugte. Für „See the woman“ arbeitete sie deshalb mit internationalen Musikern und Komponisten zusammen. Sie nennt das Album „meine andere Seite“. Den Spellemann-Ehrenpreis nahm sie aber mit einem Joik entgegen.
Årets Spellemann: Astrid S.
Für Diskussion in den Medien sorgte die Wahl der Jury für den Årets Spellemann, den „Spellemann des Jahres 2017“, Astrid S (Astrid Smeplass). Es sei zwar gut, dass nach 14 Jahren endlich mal wieder eine Frau diese Auszeichnung gewonnen habe, aber die ebenfalls nominierte Susanne Sundfør habe ihn mehr verdient. Dass Astrid S auf Spotify erfolgreicher sei, könne nicht das einzige Kriterium sein, so beispielsweise der Kritiker von Aftenposten.
Hinter dem Musikpreis steht das Spellemannscomittee, das von IFPI Norwegen (International Federation of the Phonographic Industries) und der norwegischen Interessengemeinschaft der Musikproduzenten. FONO, besetzt wird. Jede Musikpreis-Sparte hat eine eigene Jury. Die komplette Liste mit den Gewinnern aller Disziplinen: Spellemannprisen 2107.
Mehr zu Mari Boine und anderen samischen Künstlern:
In dem Video erklärt Mari Boine ihr Experiment mit See the woman. Einen Eindruck von der Musik bekommt man auch.