Mehr Macht für Grönland im Arktischen Rat

Dänemark/Grönland/Färöer. Die Machtverhältnisse in der Rigsfællesskab Dänemark scheinen in Bewegung zu geraten. Vor allem Grönland soll künftig im Arktischen Rat eine größere Rolle spielen und auch die Abkommen unterschreiben. Das meldeten dänische und grönländische Medien nach den jüngsten Treffen der drei Regierungschefs in Kopenhagen.

Dänemark Grönland Färöer

Bárður á Steig Nielsen, Färöer ( von links), Jeppe Kofod, Dänemark, Pele Broberg, Grönland, beim Treffen des Arktischen Rates in Reykjavík. Foto Gunnar Vigfússon/
Utanríkisráðuneytið

Beim jüngsten Ministertreffen des Arktischen Rates in Reykjavík war der dänische Außenminister Jeppe Kofod zwar gemeinsam mit dem grönländischen Kollegen Pele Broberg und dem färöischen Premier Bárður á Steig Nielsen angereist und teilte sich mit ihnen auch die Redezeit – aber es war Kofod, der zuerst das Wort ergriff. Das wird sich ändern. Vereinbart wurde nun, das Grönland im arktischen Rat das erste Rederecht hat, danach die Färöer und dann erst das nicht wirklich arktische Dänemark. Auch für die Unterschriften soll dies gelten. Dänemarks Regierungschefin Mette Frederiksen begründete dies damit, dass „die Welt sich ändere, und die Rigsfællesskab ebenso“.

Es wird außerdem einen neuen Ausschuss geben, in dem die drei Länder sich zu Sicherheits- und Verteidigungspolitik austauschen. Entscheidungen dazu sind bisher eine alleinige Aufgabe Dänemarks. Grönlands Premier Múte B. Egede ( von der linken Partei Inuit Ataqatigiit) nannte die Entwicklung gegenüber Sermitsiaq einen großen Schritt in die richtige Richtung.

Grönländischer Außenminister gegen militärische Investitionen

Dänemark Arktispaket

Geplante Investitionen in Dänemarks Arktis-Kapazitätspaket. Quelle: Forsvarsministeriet

Dem Treffen vorausgegangen war ein gewisser Aufruhr um Äußerungen des grönländischen Außenministers Pele Broberg im dänischen Fernsehen. Dort lehnte er das milliardenschwere Kapazitätspaket für die Arktis ab, das erst im Februar beschlossen wurde. Die Beratungen hatten noch mit der alten grönländischen Regierung stattgefunden. Broberg äußerte nun, die neue Regierung wünsche nicht mehr militärische Präsenz in der Arktis. Und auch nicht die geplante freiwillige militärische Grundausbildung in Grönland.

Es ist aktuell unklar, welche Schritte auf diese Äußerungen folgen sollen. Bekannt ist aber, dass hinter den Kulissen über Änderungen an dem Abkommen verhandelt wird. Und die freiwillige Wehrdiensttauglichkeitsprüfung in Grönland wurde ausgesetzt, meldet KNR.

Lieber USA als Dänemark?

Pele Broberg gehört Partii Naleraq an, dem kleineren Koalitionspartner. Naleraq ist eine Partei, die sich besonders für Unabhängigkeit von Dänemark einsetzt, und daraus hat Broberg auch beim Besuch von US-Außenminister Antony Blinken jüngst keine Zweifel gelassen. Broberg hatte schon in der Vergangenheit die Frage aufgeworfen, inwieweit die USA Grönland bei der Selbstständigkeit unterstützen könnten. Es seien ohnehin die USA, die Grönland beschützten.  Die USA begrüßten allerdings die dänischen Militärinvestitionen in Grönland. Brobergs Meinung ist auch nicht unbedingt Mehrheitsmeinung in Grönland – seine Partei bekam bei der jüngsten Wahl 12 Prozent.

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