Reykjanes (Island). Gäbe es die Schutzwälle nicht, wären das Kraftwerk Svartsengi und die Blaue Lagune schon mit Lava bedeckt. Diesen Schluss darf man wohl ziehen aus der aktuellen Entwicklung auf Reykjanes. Allerdings dauert der Vulkanausbruch an, und die Lava hat an einigen Stellen schon die Höhe des Walls erreicht. Es wird daran gearbeitet, sie an den kritischen Stellen zu erhöhen, außerdem wird nun die Technik zu Kühlung des Lavaflusses eingesetzt. Darüber berichtete RÚV. Update 22 Uhr: Die Aktivität des mittleren Kraters sei seit heute morgen stark gesunken, meldet der isländische Wetterdienst.
Es gibt aktuell keine Anzeichen dafür, dass ein Ende des Ausbruchs bevorsteht. Drei Krater auf der ursprünglichen Eruptionsspalte sind noch aktiv. Problematisch für die Infrastruktur ist der westliche Arm des Lavaflusses. Während die Grindavíker aufatmen können, wird es erstmals richtig eng für das Kraftwerk Svartsengi, die davon ausgehenden Leitungen und die Blaue Lagune. Diese liegen zwar hinter einem Schutzwall. Doch indem immer neue Lava nachfließt, steigt der „Lavaspiegel“ vor den Schutzwällen.
Die Stromleitung aus Svartsengi ist bereits der Lava zum Opfer gefallen. Die Heißwasserleitung Njarðvíkur funktioniert noch, obwohl teilweise Lava darüber liegt. An dieser Stelle liegt sie auch gut isoliert tief unter der Erde – allerdings noch nicht in dem Teil innerhalb der Schutzwälle, was ein Problem werden könnte, wenn die Lava doch darüber kommt. Es wird daran gearbeitet, die Leitung tieferzulegen und die Schutzwälle zu erhöhen. An besonders kritischen Stellen wird nun auch die Technik zu Lavakühlung mit Wasser eingesetzt, um den Fluss zu stoppen. Diese wurde von den Feuerwehren installiert und wird auch von ihnen bedient.
Was tun, wenn die Heißwasserleitung ausfällt?
Mit dem heißen Wasser, das im Kraftwerk produziert wird, duschen die Einwohner im südlichen Teil von Reykjanes nicht nur, sondern heizen auch die Häuser. Das Versorgungsunternehmen HS Veitur warnt die Bürger schon einmal vor, empfiehlt, sparsam zu sein und gibt sehr konkrete Tipps, wie sie sich am besten verhalten, wenn Wasser, Heißwasser oder Strom ausfallen. Denn es könnte problematisch werden, wenn die Heizung ausfällt und alle angesichts der Temperaturen elektrische Heizlüfter nutzen. Auch die Leitung für kaltes Wasser für die Umgebung stammt aus Quellen in der Nähe der Kraftwerks Svartsengi und könnte gefährdet sein, wenn die Lava über den Wall kommt. Daher stammt auch das Wasser, das später im Kraftwerk erhitzt wird.
Blaue Lagune ohne Parkplatz – Wiedereröffnung schon am Freitag, 29. Nobember?
Der große Parkplatz der Blauen Lagune liegt außerhalb des Schutzwalls und ist schon am ersten Tag von der Lava bedeckt worden. Sämtliche Gäste und Personal der Blauen Lagune waren zu Beginn des Ausbruchs evakuiert worden. Gegenüber RÚV sagte die Blue-Lagoon-Chefin, die jetzt fehlenden Parkplätze seien „eine neue Herausforderung“. Bis zum 28. November sei auf alle Fälle geschlossen, heißt es auf der Website. Laut Vísir hat das Bad bereits Mails an Kunden geschicht und versichert, ab Freitag, 29. 11. wäre wieder offen.
Update 22 Uhr: Die Schutzwälle haben standgehalten und die Wasserkühlung sei sehr erfolgreich gewesen, meldet RÚV. Sie wird eingesetzt, um die Ränder zu stabilisieren. Dafür wurden pro Minute 26 000 Liter Wasser benötigt – die es zum Glück vor Ort gibt. Möglicherweise lässt der Druck bald nach: Die Aktivität des mittleren Kraters habe deutlich nachgelassen, meldet der isländische Wetterdienst. Diese sei bisher am kraftvollsten gewesen.
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