Kreuzfahrtschiff in der Nordwestpassage aufgelaufen

Kanada. Das Kreuzfahrtschiff Akademik Ioffe ist vergangenen Freitag in der Nordwestpassage auf Grund gelaufen. Das Schiff kam selbst wieder frei, machte danach allerdings Wasser.  Die Passagiere wurden von einem Schwesterschiff übernommen und an Land gebracht. Darüber berichtete High North News.

Akademik Ioffe

Akademik Ioffe. Foto Victor Morozov, photosight.ru, CC BY-SA 2.5

Die Akademik Ioffe  war für die kanadische One Ocean Expeditions an Kanadas Nordküste unterwegs. Im Golf von Boothia, vor Kugaaruk, Nunavut, lief sie am Freitagmorgen aus noch ungeklärten Gründen auf Grund.  An Bord war auch eine Gruppe Forscher und Studenten amerikanischer und kanadischer Universitäten, die ihre Untersuchungen in der Nordwestpassage über einen Livechat der Öffentlichkeit zugänglich machen wollten.  Das Schwesterschiff, Akademik Sergey Vavilov, ebenfalls im Dienste von One Ocean Expeditions, traf 20 Stunden nach dem Auflaufen ein. Das Wetter soll ruhig gewesen sein. Die Passagiere wurden mit Zodiacs übergesetzt. Die  Akademik Ioffe kam aus eigener Kraft wieder frei, hatte allerdings Schäden am Rumpf und machte Wasser. Es soll allerdings nur die Ballasttanks getroffen haben. Laut einer Unternehmenssprecherin gab es keine Umweltschäden. zwei kanadische Eisbrecher waren ebenfalls zu Hilfe gekommen und begleiteten den Weg der dann doppelt belegten Sergey Vavilov. Die Passagiere wurden in Kugaaruk an Land gebracht und nach Hause geflogen.

Die Akademik Ioffe gehört zu den kleineren Kreuzfahrtschiffen mit 117 Metern Länge und sechs Meter Tiefgang. Platz für 96 Passagiere und eine 65-köpfige Besatzung. Gebaut wurde sie 1989 in Rauma, Finnland. Sie fährt unter russischer Flagge und bietet sowohl Komfort als auch Einrichtungen für Forscher.

Seewege der Arktis

Seewege der Arktis. Karte Maximilian Dörrbecker, CC BY 2,5

High North News erinnert daran, dass der Verkehr in der Nordwestpassage sich in den vergangenen 30 Jahren fast verdreifacht hat. Sportboote und kleine Kreuzfahrtschiffe wie die Akademik Ioffe gehörten zu den am meisten zunehmenden Schiffstypen. Allerdings seien nur zehn Prozent von Kanadas arktischen Wasserstraßen mit ihren 36 000 Inseln nach internationalen Standards vermessen. Dies sei besonders problematisch für Sportboote und Kreuzfahrtschiffe, die das Erlebnis abseits der Route suchten.

Bereits im März hatte High North News eine neue Studie zum steigenden Verkehrsaufkommen in der Nordwestpassage vorgestellt. Im September 2007 war der einst von Roald Amundsen entdeckte Wasserweg erstmals seit Beginn der Satellitenaufzeichnungen eisfrei gewesen. Der Hauptautor der Studie, der kanadische Professor Jackie Dawson, rechnet allerdings nicht damit, dass die Nordwestpassage so schnell dieselbe Entwicklung wie die Nordostpassage nehmen wird. Zum einen, weil die Nordostpassage durch die Öl- und Gasprojekte dort wirtschaftlich eine größere Rolle spiele und eine bessere Infrastruktur habe. Zum anderen, weil die Eisverhältnisse dort weniger dynamisch und besser vorhersehbar seien.

Während Schiffe in der Nordostpassage fast überall nördlich des Festlands frei navigieren können, müssen sie sich in der Nordwestpassage einen Weg zwischen Inseln suchen, der zu den Eisverhältnissen und ihrem Tiefgang passt.

2010 war schon einmal ein Kreuzfahrtschiff in der Nordwestpassage aufgelaufen, die MV Clipper Adventure. Der Eigentümer musste fast 500 000 Dollar Strafe zahlen, weil damals auch Treibstoff und Abwasser auslief. Die Passagiere wurden damals von einem Eisbrecher übernommen und in Sicherheit gebracht.

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