Kebnekaise (Schweden). Seit Mitte der 1940er Jahre wird Schwedens höchster Berg Kebnekaise regelmäßig vermessen. Noch nie war die vergletscherte Südspitze so niedrig wie dieses Jahr. Vor zwei Jahren schon hat die felsige Nordspitze den Titel als „Schwedens höchster Gipfel“ übernommen. Über die neueste Messung berichtete die Universität Stockholm.
Am 14. August war ein Team der Forschungsstation Tarfala auf Sydtoppen, um die Höhe zu messen. Es wurden nur noch 2094,6 Meter. Dies sind noch rund zwei Meter weniger als zu ähnlicher Zeit im vergangenen Jahr. Auf die felsige Spitze Nordtoppen mit 2096,8 Metern haben die Veränderungen keinen Einfluss.
Die Eiskuppe des Sydtoppen befindet sich auf einem Felsen, der bis etwa 2060 Meter über dem Meer reicht. Sie wächst im Winter je nach Schneefall um zwei bis drei Meter und erreicht ihre größte Höhe in der Regel im Mai. Dann setzt die Sommerschmelze ein. Die Höhenmessungen in der zweiten Hälfte des 20 Jahrhunderts im Hochsommer ergaben Werte zwischen 2109 und 2120 Metern. Nach dem Jahr 2000 schrumpften die Höhen. In den vergangenen Jahren fielen die Messungen nicht nur unter die 2100-Meter-Marke, sondern auch unter die Höhe des Nordtoppen.
Die Eiskuppe schrumpfte jedoch nicht nur in der Höhe und Masse, sondern veränderte auch ihre Form. Allein innerhalb des vergangenen Jahres verlor sie umgerechnet rund 28 000 Tonnen Wasser. An der Stelle von „Förtoppen“ wuchs sie jedoch. Die Veränderungen deuteten auf steigende Temperaturen, aber auch auf veränderte Windverhältnisse hin, die beeinflussen, wo der Schnee sich sammelt, heißt es in der Pressemitteilung.
Dank der felsigen Nordspitze bleibt der Titel als Schwedens höchster Berg zwar am gleichen Massiv hängen. Die einst höhere Spitze Sydtoppen, reiht sich jedoch ein in die Serie der symbolträchtigen Verluste im Zuge des Klimawandels.
Welcher Gipfel ist das bessere Ziel?
Die meisten Wanderer werden sich vermutlich weiter an die Südspitze halten, schon deshalb, weil sie einfacher und mit weniger Risiko zu besteigen ist. „Nordtoppen verlangt eine ganz andere Kompetenz und Ausrüstung“, so Svenska Turistföreningen. Der Weg von der Südspitze zur Nordspitze führt über den Gebirgskamm, der zu beiden Seiten stark abfällt. Es werden Steigeisen, Eisaxt und Seil empfohlen. Kebnekaise Fjällstation bietet geführte Wanderungen dorthin an.
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Kebnekaise: Südspitze stark geschmolzen – Nordspitze jetzt höher