Kalkabbau in Schweden: Gnadenfrist für Cementa

Schweden. Ob Wohnungsbau, Grubenindustrie oder neue Windkraftanlagen: Müsste Cementa auf Gotland am 31. Oktober seine Aktivitäten einstellen, wie es das jüngste Gerichtsurteil festgesetzt hat, wären zahlreiche Wirtschaftszweige massiv betroffen. Die schwedische Regierung beabsichtigt nun, dem Unternehmen eine Gnadenfrist einzuräumen. Langfristig soll die Baustoffversorgung jedoch nachhaltiger werden. Darüber berichtete SVT.

Cementa Slite

Anlage von Cementa in Slite, Gotland. Quelle Cementa

So soll die Lösung aussehen, die Wirtschaftsminister Ibrahim Baylan (Sozialdemokraten) und Umwelt- und Klimaminister Per Bolund (Miljöpartiet) gestern vorstellten: Cementas jüngste Genehmigung für den Abbau in Slite auf Gotland hatte sowohl eine zeitliche Beschränkung (bis zum 31. Oktober 2021) als auch eine im Volumen. Dieses genehmigte Volumen ist noch nicht ausgeschöpft. Cementa soll nun acht zusätzliche Monate bekommen, um das  genehmigte Kalksteinvolumen abzubauen. Dazu muss allerdings das Umweltgesetz vorübergehend geändert werden. Danach ist in Slite endgültig Schluss – es sei denn, Cementa gewinnt bis dahin vor dem obersten Gericht. Langfristig soll sich die Bauwirtschaft aber Materialien zuwenden, die klima- und umweltfreundlicher sowie ressourcenschonender sind, so  die beiden Minister gestern. Bei der Verarbeitung von Kalkstein und Mergel zu Zement werden enorme Mengen CO2 frei – Cementa ist nicht nur ein wasserhungriger Betrieb, sondern gehört auch zu den Top-Klimasündern des Landes. Die Abscheidung und Lagerung des CO2 war als Maßnahme für die Zukunft angedacht.

Alternativen zu Zement gefragt

Cementa deckt zurzeit mit seinem Kalkabbau bei Slite auf Gotland 60-75 Prozent des schwedischen Zement-/Betonbedarfs. Der Abbau beeinträchtigt den Grundwasserspiegel auf der Ostseeinsel, wo es zwar viel Salz-, aber wenig Süßwasser gibt. Sowohl die Verwaltung von Gotland als auch andere Akteure hatten gegen eine weitere Betriebsgenehmigung von Cementa geklagt und recht bekommen. Das Urteil löste jedoch einen Aufschrei aus in all den Branchen, die auf den Zement als Baustoff angewiesen sind – von Wohnungsbau im Süden bis zu den Erzgruben im Norden, wo die Schächte damit gesichert werden. Ersatz gibt es offenbar nicht in ausreichender Menge. Damit sei die Wirtschaft verletzlich, Alternativen seien gefragt, so die Minister.

Die Mehrheit für die notwendige vorübergehende Gesetzesänderung dürfte sich angesichts des Drucks aus der Wirtschaft finden. Ob die gewünschten Alternativen kommen, wird sich zeigen. Die Genehmigung für Cementa auf Gotland läuft wenige Monate vor der Wahl im Herbst 2022 aus.

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