Islands letztes McDonalds-Menü ist zehn Jahre alt

Island. Ein Einwohner von Þykkvibær in Südisland wurde gestern zehn Jahre alt. Viele nutzten die Gelegenheit, per Webcam nach seinem Zustand zu sehen, RÚV, und der Reykjavik Grapevine erinnerten an seine Geschichte. Es handelt sich um einen Cheeseburger und eine Packung Pommes Frites, gekauft an dem Tag, an dem McDonalds Island verließ.

letzter McDonalds

Das letzte verbliebene McDonalds-Menü auf Island an seinem 10. Geburtstag. Sceenshot der Webcam von Snotra House.

Hjörtur Smárason ließ die Tüte mit dem Einkauf drei Jahre lang in seinem Schuppen im Regal liegen, bis er nach Dänemark ziehen wollte. Er vermachte das Menü dem Museum. Dort musste es dann wieder ausziehen, weil jemand der Meinung war, das sei kein Ort, um Essen aufzubewahren. Nächste Station war das Bus Hostel in Reykjavík, wo eine Webcam installiert wurde und das McDonalds-Relikt zu Berühmtheit kam, nachdem die ersten Journalisten darüber geschrieben hatten. Inhaber Sigurður Smári Gylfason nahm es auch mit in sein neues Hostel Snotra House in Þykkvibær, und im Livestream kann man sich davon überzeugen, dass das Gericht sich nicht wesentlich verändert hat.

Wie es kam, dass McDonalds die Insel verließ – manche  sagen auch „im Stich ließ“ – hat Islandsbloggen noch einmal rekapituliert. Im September 1993 eröffnete Islands erster McDonalds in der Suðurlandsbraut 56 und der damalige Premierminister Davíð Oddsson gehörte zu den ersten Gästen. Die Existenz von McDonalds auf Island galt damals als ein Zeichen von Modernität. Der isländische Geschäftsführer hatte sich von McDonalds schulen lassen und wurde Franchise-Nehmer. Er nutzte viele Zutaten von der Insel. Sein Nachfolger musste offenbar mehr importieren, weil dies von den Eigentümern gefordert wurde. Zeitweise gab es fünf McDonalds auf der Insel.

Finanzkrise auf Island brachte auch McDonalds-Modell in Probleme

Das System funktionierte nicht mehr, als die isländische Wirtschaft 2008 als Folge des Bankencrashs zusammenbrach. Mit der schwachen Krone verteuerte sich der Import, gleichzeitig hatten die Kunden weniger Geld in der Tasche. Am 31. Oktober schloss der damalige Franchise-Nehmer McDonalds und eröffnete dort danach Metro mit demselben Konzept, aber isländischen Zutaten, die billiger waren.

Langzeitexperimente mit Hamburgern

Und warum schimmelt McDonalds‘ letzter Hamburger auf Island nicht? Hjörtur Smárason ist nicht der erste, der Langzeitexperimente mit einem Hamburger anstellte, möglicherweise gibt es irgendwo sogar noch ältere. Und da die Versuche sowohl in den USA als auch in Europa mit dem gleichen Ergebnis durchgeführt wurden, ist die lange Haltbarkeit des isländischen Menüs auch keine Insel-Besonderheit.

Als Erklärung gilt, dass das Fleisch austrocknet und außerdem gesalzen ist – eine gute Konservierungsmethode. Auch das Brötchen und die Pommes dürften inzwischen so trocken sein, dass sich daran nicht einmal mehr ein Schimmelpilz heranmacht – ob sie nun anfänglich einmal Konservierungsstoffe enthielten oder nicht. Essen möchte man das aber auch beim größten Hunger nicht mehr.

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