„Hans“ dreht noch eine Runde

Schweden/Norwegen. Das Unwetter „Hans“ hat in Schweden und Norwegen massive Schäden angerichtet – und ist auch noch nicht vorbei. In einigen Regionen gilt auch heute noch die höchste Warnstufe aufgrund von Starkregen und dessen Folgen – Überschwemmungen, Unterspülungen und Erdrutsche. In Norwegen sind bereits mehrere Tausend Menschen evakuiert worden. Darüber berichteten SVT und NRK. Update: Dammbruch in Våler, weil die Auslassluken im Damm sich nicht öffnen ließen.

Neuere Entwicklungen hier: „Hans“ ist weg – aber nicht seine Folgen

Wetterkarte Hans

Wetterkarte Mittwochmorgen mit „Hans“. Quelle SMHI

Die Liste der Orte mit besonders dramatischen Schäden wird immer länger. Beispiele: Im schwedischen Åre (Jämtland) hat der Sturzregen den Bach so anschwellen lassen, dass er die Straße halb fortgerissen hat. In Göteborg ist der Fluss über die Ufer getreten. Die Stadt hat den Rohwassereingang geschlossen, um nicht verschmutztes Wasser ins Trinkwassersystem zu bekommen. Abwasser ist insgesamt ein Problem, weil die Systeme nicht auf so viel Regen ausgerichtet sind. Im norwegischen Valdres (Innlandet) gab es einen Erdrutsch, der ein Haus traf, 80 Wohneinheiten sind nun evakuiert. Ähnlich in den Kommunen Hol und Ål im Hallingdal (Oslo og Viken). Das Örtchen Asak mit 1000 Einwohnern (Leirsund, Oslo og Viken) ist nur noch über einen Waldpfad erreichbar, weil die Straße überspült ist. 120 Haushalte in Søndre Land (Innlandet) wurden evakuiert, weil ein Damm zu brechen droht.  In Hønefoss (Oslo og Viken) wurden 1600 Einwohner wegen der Überschwemmung evakuiert.

Dammbruch in Våler

 Im norwegischen Wasserkraftwerk Braskereidfoss in der Kommune Våler (Innlandet) schalteten sich morgens die Generatoren ab, laut NRK aufgrund eines Netzfehlers. Das hatte fatale Folgen: Die Auslassluken, mit denen Wasser aus dem vollen Stausee hätte abgelassen werden können, ließen sich nicht mehr öffnen. Der Damm geriet unter Druck, es lief Wasser in das Kraftwerk, seitlich davon und darüber hinweg. Gegen 16.30 Uhr brachen Teile des Damms. 15-20 Haushalte unterhalb des Kraftwerks waren bereits evakuiert worden.

Straßen und Schienen beschädigt

Diverse Straßen sind wegen Überschwemmung, einige auch wegen Unterspülung und Schäden oder Erdrutschen gesperrt. Das trifft auch Abschnitte von Hauptstraßen – zum Beispiel die E6 südlich von Göteborg und  im norwegischen Gudbrandsdalen, sowie der norwegische Riksvej 3 und Riksvej 7 bei Nesbyen.

Nicht besser ist es im Bahnverkehr. Nach der Entgleisung in Schweden am Montag vor Hudiksvall war die Hauptstrecke zwischen Hudiksvall und Gävle bereits nicht mehr nutzbar. Auch die Umleitung ist inzwischen nicht mehr befahrbar, da im Sturm Bäume auf die Oberleitung gefallen sind. Die Strecke Sundsvall-Stockholm ist deshalb zurzeit gesperrt. In Norwegen ist unter anderem die Bahnverbindung zwischen Oslo und dem Flughafen Gardermoen gesperrt. Es gibt Ersatzbusse, man braucht aber etwas Geduld. Die Eisenbahnbrücke in Ringebu (Dovrebanen) ist gefährdet, die Bahn fährt zurzeit nicht.

Auch der Schiffs-, Bus- und Flugverkehr ist teilweise beeinträchtigt.

Aktuelle Infos zu gesperrten Straßen und eingestellten Zügen:

Hans: Das Unwetter mit der ungewöhnlichen Zugbahn

Wie kam es überhaupt zu „Hans“, und warum zieht das Tief nicht ab? Meteorologin Tora Tomasdottir erklärte bei SVT, Tief „Hans“ habe eine ungewöhnliche Zugbahn gehabt – es kam nach Schweden über Polen, mit viel Warmluft aus dem Mittelmeerraum, die viel Feuchtigkeit transportieren könne. Bei seiner Runde über den Atlantik nehme es neue Feuchtigkeit auf. Das Tiefe drehe sich fast auf der Stelle. Es soll sich aber abschwächen und Ende der Woche abziehen.

Erstes Todesopfer in Norwegen

Bisher sind zwar riesige Sachschäden entstanden, doch nach den Medienberichten konnten sich die Menschen bisher meist retten. Das erste Todesopfer in Norwegen ist eine Frau, die im Aurlandsdal in den Fluss gefallen war. Sie wurde zwar herausgeholt, starb aber später im Krankenhaus  Der Zug, der in Schweden entgleiste, war dank einer Warnung kurz vorher so langsam gefahren, dass nur drei Personen leicht verletzt wurden. In Lettland und Litauen sollen allerdings jeweils eine Person von umstürzenden Bäumen erschlagen worden sein.

Warmluft in Finnland, Nordschweden und Nordnorwegen

Zwischen Tief Hans und einem Hochdruckgebiet östlich von Kola kam warme Luft in den Norden: In Finnland hatten zahlreiche Orte am Montag mehr als 30 Grad, und in der Nacht zu Dienstag sank die Temperatur beispielsweise in Pori nicht unter 23 Grad. Auch an der nordschwedischen Küste wurde es warm. In Schweden gab es die ersten  „Tropennächte“ überhaupt in diesem Jahr (nicht unter 20 Grad), unter anderem in Boden, Umeå und Härnösand.  Haparanda war gestern Schwedens wärmster Ort mit 31,1 Grad, was auch neuer Augustrekord für die Grenzstadt ist. Auch in Nordnorwegen ist es warm, in Sortland, Narvik und Kanstadbotn waren es gestern mehr als 30 Grad. Viele Orte verzeichneten in der Nacht zu heute durchgehend mehr als 20 Grad, am höchsten Lenangsstraumen (Lyngen) mit 24,7 Grad.

Gratis-Strom

Eine weitere Nebenwirkung von „Hans“: Aufgrund des starken Windes sind die Stromkosten sowohl in Norwegen, Schweden und Finnland als auch in Dänemark praktisch fast Null, teilweise waren sie sogar negativ. Davon hatten die allerdings nichts, die wegen umgefallener Bäume ganz ohne Strom waren.

(Stand 18 Uhr)

Früherer Artikel zum Thema:

„Hans“ schlägt im Norden zu

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