Tromsø (Norwegen). Der Arktische Rat lebt – wenn auch zuletzt eher im Verborgenen. Gestern übergab der norwegische Außenminister Espen Barth Eide den Vorsitz offiziell an seine grönländische Kollegin Vivian Motzfeld, die das Königreich Dänemark vertrat. Erstmals wird der arktische Teil des Königreichs in diesem Gremium die Federführung übernehmen. Das Meeting fand größtenteils virtuell und in geschlossenem Rahmen statt, nur die norwegische und die dänisch-grönländische Delegation, sowie einige der Indigenen Ständigen Teilnehmer waren persönlich vor Ort in Tromsø.

Der norwegische Außenminister Espen Barth Eide hat den hölzernen Hammer an die grönländische Außenministerin Vivian Motzfeld übergeben. Foto Minetta Westerlund
„In einer herausfordernden Zeit für die arktische Zusammenarbeit freue ich mich, dass der Arktische Rat geeint bleibt. In der heutigen geopolitischen Situation ist es besonders wichtig, ein Forum für alle arktischen Staaten und die indigenen Völker in der Region zu erhalten“, wird Espen Barth Eide in der Pressemitteilung zitiert. Dem norwegischen Vorsitzenden Morten Høglund war es gelungen, den Arktischen Rat zumindest auf der Arbeitsebene wiederzubeleben, trotz der politischen Funkstille, die zwischen den Nato-Staaten und Russland seit Russlands Invasion in der Ukraine herrscht. Die Arbeitsgruppen aus allen acht Mitgliedsstaaten treffen sich hauptsächlich online. Eine norwegische Initiative ist auch das Projekt zu arktischen Terrain- und Waldbränden, die überall zugenommen haben und sowohl die Menschen vor Ort bedrohen als auch riesige Emissionen verursachen.
„Wir haben den Ehrgeiz, einen inklusiven Vorsitz zu führen“
„Als Vorsitz für die nächsten zwei Jahre werden wir hart daran arbeiten, den Rat lebendig und resilient zu erhalten. In erster Linie zum Wohle der Völker der Arktis, damit die Arktis eine Region der Stabilität und konstruktiven Zusammenarbeit bleibt“, wird Vivian Motzfeldt zitiert. „Wir haben den Ehrgeiz, einen inklusiven Vorsitz zu führen und die Arbeit des Arktischen Rates den Bürgern näher zu bringen. Wir freuen uns sehr darauf, dies in enger Zusammenarbeit mit den anderen arktischen Staaten, den Ständigen Teilnehmern und allen anderen relevanten Akteuren zu tun.“
Während die Grönländerin Motzfeld den politischen Part übernehmen durfte, wird der Grönländer Kenneth Høegh die zukünftige praktische Arbeit leiten, als Nachfolger von Morten Høglund.
Zukünftige Schwerpunkte: Völker der Arktis, Klimaveränderungen, Biodiversität
Folgende Schwerpunkte will der dänisch-grönländische Vorsitz setzen:
- Urvölker und Gemeinschaften in der Arktis
- Nachhaltige ökonomische Entwickung und Energieumstellung
- Meer
- Klimaveränderungen in der Arktis
- Biodiversität
Diplomatische Herausforderungen durch Russland und USA
Die politischen Verwerfungen durch den Krieg in der Ukraine werden nur ein Teil der Herausforderungen sein, die der dänisch-grönländische Vorsitz mit diplomatischem Geschick meistern muss. Auch die ideologische Ausrichtung der USA unter Donald Trump könnten sich als problematisch erweisen. Klimawandel, Umweltschutz und die Lebensverhältnisse indigener Völker gehören bekanntlich nicht zu den Schwerpunkten dieser US-Regierung. Ebenso bekannt ist, dass Trump Grönland gerne „bekommen“ würde.
Zu den Medien sagte Vivian Motzfeld: „Wir wünschen uns, dass wir die gleiche starke Führungsrolle wie Norwegen zeigen und darauf aufbauen können, sodass wie mehr und mehr öffnen können – aber man weiß ja nie, was passiert.“
- Die Abschlusserklärung des Treffens: das Romssa-Tromsø-Statement
- Fazit des norwegischen Vorsitzenden Morten Høglund
- Programm des dänisch-grönländisch-färöischen Vorsitzes
Früherer Artikel zum Thema:
Arktischer Rat vor dem Vorsitz-Wechsel – an Grönland