Norwegen. Spione oder harmlose Touristen? Inzwischen sitzen sechs russische Staatsbürger in Untersuchungshaft, weil sie Fotos von Infrastrukturobjekten in Nordnorwegen gemacht haben sollen. Zwei davon hatten auch Drohnen fliegen lassen, was aktuell für Russen nicht erlaubt ist. Darüber berichtete NRK. Die russische Botschaft bemängelt schlechte Information und „Psychose“.
Die sechs Personen teilen sich in drei verschiedene Gruppen auf:
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Am 11. Oktober wurde ein Mann am Grenzübergang Storskog bei Kirkenes von den norwegischen Behörden festgenommen. Er hatte sich in Norwegen aufgehalten und war auf der Rückreise nach Russland. Der Zoll fand bei ihm zwei Drohnen. Die aktuell geltenden Sanktionen verbieten russischen Flugverkehr über Norwegen – das gilt auch für Drohnen.
- Am selben Tag wurden drei Männer und eine Frau aus St. Petersburg bei Mosjøen festgenommen, die mit dem Auto über Finnland eingereist waren. Diese hatten keine Drohnen, nur Fotoausrüstung. Es sollen schutzwürdige Objekte fotografiert worden sein. Laut dem Verteidiger handelt es sich um Touristen, das Ziel war, das Nordlicht zu fotografieren, und sie seien sich keiner Schuld bewusst.
- Am 15. Oktober wurde ein Mann auf dem Flughafen von Tromsø festgenommen, der über Storskog eingereist war und nach Spitzbergen wollte. Er hatte eine Drohne dabei. Während bei den anderen Fällen nicht mitgeteilt wird, was sich auf den Speichermedien tatsächlich für Bilder oder Filme befinden, soll dieser den Flughafen von Kirkenes und einen Bell-Helikopter fotografiert haben.
Seit dem Anschlag auf Nord Stream ist Norwegen deutlich aufmerksamer, was ungewöhnliches Interesse an seiner Infrastruktur betrifft. Norwegen habe aktuell eine sehr wichtige Rolle in der Energieversorgung Europas., so ein Experte zu NRK. Das Interesse könne der Öl- und Gasindustrie gelten,aber auch anderer Infrastruktur wie Stromversorgung, Telefon und Mobilnetz. Nordnorwegen hat auch einige Kasernen und einige der größten Wasserkraftwerke im Land.
Information nicht gut genug?
Die russische Botschaft in Oslo bemängelt auf Facebook, dass das Verbot der Drohnen-Nutzung von den norwegischen Behörden nicht deutlich und explizit kommuniziert worden sei. Die russischen Vertretungen in Norwegen warnten nun selbst ihre Staatsbürger davor, Drohnen zu nutzen. Und die vier Personen aus St. Petersburg seien normale Touristen, die ihre Ausrüstung offen eingeführt und die schöne norwegische Natur gefilmt hätten, ohne Drohnen. „Wir registrieren mit Besorgnis die Psychose, die sich in Norwegen abspielt“, so die Botschaft auf Facebook.
Es ist allerdings gestattet, Drohnen aus Russland nach Norwegen einzuführen. sie dürfen nur nicht benutzt werden.