Finnland: 70 Papier- und Zellulosefabriken werden bestreikt

Finnland. 70 Papier- und Zellulosefabriken in Finnland stehen still – die Arbeiter streiken. Angekündigt sind drei Wochen, wenn man sich nicht vorher einigt. Das ist aber nur einer von mehreren Arbeitskämpfen in Finnland aktuell. Für viele geht es darum, dass Nachteile aus den vergangenen Jahren nicht mehr hingenommen werden sollen.

Industrie Kemi

Eines der Industriegebiete von Kemi mit Papiermühle.

Die langen Streiks haben zwar nicht solche Auswirkungen auf das Alltagsleben Unbeteiligter wie der jüngste Poststreik, der erst durch die Solidaritätsstreiks so große Auswirkungen hatte. Diesmal sind allerdings mehrere mitgliederstarke Branchen gleichzeitig, und die Arbeitsministerin hat bereits Streiks um zwei Wochen verschoben – so etwas ist in Finnland möglich.

Die einzelnen Branchen haben zwar unterschiedliche Schwerpunkte in ihrer Forderungsliste, einer ist jedoch bei vielen gleich: Die „kiky-Stunden“ müssen weg. Dahinter steht Folgendes: Die frühere Regierung Sipilä hatte die Arbeitgeber wie Arbeitnehmerseite der meisten Branchen 2016 zu einem „Konkurrenzkraft-Abkommen“ (kilpailukykysopimus, daher „kiky“) bewegen können. Dazu gehörte, dass Arbeitnehmer nun einen größeren Anteil zur Sozialversicherung beitrugen und damit den Arbeitgeber entlasteten. Außerdem verpflichteten sich Arbeitnehmer dabei zu 24 Stunden unbezahlter Arbeit jährlich. Versprochen wurden dadurch mehr Jobs, Lohnverluste wurden durch eine Steuersenkung aufgehoben, die aber befristet war. Für die finnische Exportindustrie wie Papier, Holz und Chemie war dies sehr hilfreich.

Weg mit den „Kiky-Stunden“

Die Gewerkschaften argumentieren nun, die unbezahlten Arbeitsstunden seien als vorübergehende Maßnahmen gedacht gewesen. Während die Aufteilung der Sozialversicherungsbeiträge nicht mehr so einfach zu ändern ist und den Arbeitgebern als Vorteil erhalten bleibt, hat die Abschaffung der unbezahlten Arbeitsstunden hohe Priorität  – zum Beispiel in der Papierbranche und in der übrigen Holzindustrie, wo ebenfalls ein Streik begonnen hat.  Ursprünglich war in der Papierbranche nur ein zweiwöchiger Streik angekündigt. Die Arbeitgeberseite kündigte aber für danach eine dreitägige Aussperrung an. Daraufhin wurde der Streik verlängert – falls sich vorher keine Lösung findet. Eine ganze Reihe der bestreikten Papier- und Zellulosefabriken stehen in Kemi und Oulu. Andere Branchen haben es bereits geschafft: Der Technologiesektor sowie die technische Servicebranche unter dem Dach der Industriegewerkschaft haben in neuen Tarifabkommen die ungeliebten „kiky-Stunden“ gestrichen und erhalten zudem eine Lohnerhöhung. (Quellen: Yle, Svenska Yle, Yle News)

So war der Poststreik in Finnland:

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