Fährpreise gestiegen: Aufruhr an Norwegens Küste

Norwegen. Die massive Erhöhung der Fährpreise zu Beginn des Jahres hat zu einem Aufruhr an Norwegens Küste geführt. Inselbewohner denken über Umzug nach, Bürgermeister verfassten einen gemeinsamen Aufruf. Darüber berichtete NRK.

Wohnmobil von oben

Für die einen ist es Urlaub, für die anderen der tägliche Weg zur Arbeit: Fähre in Norwegen.

Im Urlaub lässt sich die norwegische Küste mit ihren Inseln und Fjorden entspannt genießen – dafür ist man schließlich hingefahren. Auch den Norwegern gefällt ihr Land, und viele leben ganz bewusst auf einer Insel. Ein Linienschiff-Netz verbindet sie mit dem Festland, sei es für den Weg zur Arbeit, zum Arzt oder zum Einkaufen von Dingen, die es auf der Insel nicht gibt. Ohne diesen Service könnten nur wenige dort dauerhaft leben und es wäre extrem schwierig, eine Infrastruktur aufrecht zu erhalten. Mit den hohen Fährpreisen wird dieses Modell in Frage gestellt.  Rund 50 Bürgermeister von Ålesund bis zum Nordkapp haben dagegen im „Kystoppror“ protestiert. In der Region (Fylke) Nordland geht es um Erhöhungen von 20-45 Prozent.

Leben auf der Insel wird teuer

Familien berichteten gegenüber NRK, wie sich das auf sie auswirkt: So bezahlt ein Paar von Meløya jetzt 7461 Kronen (z.Zt. 755 Euro) im Monat, um zur Arbeit aus Festland zu kommen – einer mit, einer ohne Auto. Die Frau stammt von der Insel und hatte sich gewünscht, dass ihre Kinder dort aufwachsen. Eine Familie mit drei Kindern von Træna hat den Campingurlaub in Schweden verworfen, seit klar ist, dass das Fährticket zum Festland und zurück mit dem Wohnwagen sie 5484 Kronen (z.Zt, 555 Euro) kosten würde.

Hurtigbåt Elsa Laula Renberg

Der Linienbus auf See: Hurtigbåt Elsa Laula Renberg vor Bodø.

Bei der Frage nach dem Preisanstieg schieben sich alle Beteiligten den schwarzen Peter zu. Der Verkehr auf regionaler Ebene ist Sache der Regionen (Fylke).  Alle Regionen klagen, sie bekämen weniger Geld dafür aus Oslo als früher. Gleichzeitig seien sie verpflichtet, den steigenden Sicherheits- und Umweltanforderungen gerecht zu werden. Der Fährverkehr wird aber auch nach der Preiserhöhung noch kräftig öffentlich subventioniert.  Nordland, wo die Preise besonders gestiegen waren, ist inzwischen zurückgerudert und will die Erhöhungen teilweise zurücknehmen. Es ist aber noch nicht klar, wie neue Tarife aussehen werden.

Stadt-Land-Konflikt

Der Streit um die Fährpreise ist eine weitere Variante des Stadt-Land-Konfliktes in Norwegen, der zum Teil auch ein Nord-Süd-Konflikt ist. Gerade Nordland musste im abgelaufenen Jahr eine deutliche Bevölkerungsabwanderung hinnehmen: In drei Monaten zogen 702 Menschen weg, meldete NRK. Auch in Troms und Finnmark sinken die Einwohnerzahlen. Einen ähnlichen Konflikt gibt es in Schweden, der sich dort allerdings an anderen Themen festmacht.

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