Island/Norwegen. Die Bewohner der isländischen Insel Grímsey haben ein unruhiges Wochenende hinter sich: Seit Freitagabend bebte der Boden unter ihnen rund 150 Mal, von weniger als 1 bis zu Stärke 3. Nur einmal, aber dafür heftig, traf es Jan Mayen in der Nacht zum Freitag – Stärke 6,8.
Beide Ereignisse haben im Prinzip dieselbe Ursache: die auseinanderdriftenden Kontinentalplatten im Bereich des mittelatlantischen Rückens, auf dem sowohl Island als auch Norwegens westlichste Insel Jan Mayen liegen. Erdbeben sind deshalb nichts Ungewöhnliches. Zuletzt hatte es auf Grímsey im Februar einen Erdbebenschwarm mit Stößen bis 5,2 gegeben. Grímsey liegt im Bereich der sogenannten Tjörnes-Bruchzone. Auf der Insel wohnen rund 100 Menschen. Durch die Insel verläuft auch der Polarkreis.
Die nördlichste Insel Islands ist allerdings Kolbeinsey, ein vulkanischer Felsen nordwestlich von Grímsey. Danach ist der Teil des mittelatlantischen Rückens benannt, der sich nach Norden fortsetzt. In dieser Zone nördlich von Kolbeinsey verzeichnete der isländische Wetterdienst (Veðurstofa) am Samstag zwei Beben in den Stärken 3,6 und 3,9. Am Sonntagabend gab es außerdem eins auf dem Reykjanesrücken südlich mit 3,3.
Stärke 6,8 auf Jan Mayen
Deutlich heftiger war es auf Jan Mayen. Diese abgelegene Insel auf 71 Grad Nord ist der grönländischen Küste näher ist als der norwegischen. Dort werden Stationen für die Satellitensysteme Galileo und Egnos sowie eine meteorologische Station betrieben, zurzeit befinden sich dafür 18 Menschen auf der Insel. Andere Bewohner gibt es nicht. Jan Mayen ist geprägt vom vergletscherten Vulkan Beerenberg, 2277 Meter hoch, der zuletzt 1985 ausbrach. Rund um die Insel ist der Verlauf der Bruchzonen besonders kompliziert. Sie liegt praktisch auf einem eigenen Mikrokontinent. Aktiv sind aber nur noch die nach Norden und nach Süden verlaufenden Rücken.
Über das Erdbeben berichtet Cheftechnikern Silje Wennesland auf Jan Mayens Internetseite, die Besatzung sei gegen 2.50 Uhr davon aufgewacht, dass die Möbel wackelten. Es habe jedoch keine Schäden gegeben. Das Zentrum lag laut NORSAR etwa 120 Kilometer nordöstlich der Insel. Seit 1970 wurden zehn Beben mit einer Stärke größer als 6 registriert. Zuletzt gab es eins am 30. August 2012 mit 6,6.