Arktis. Was genau passiert eigentlich in der Arktis, wenn der Frühling kommt? Dazu gibt es relativ wenig Daten, denn es ist die Zeit, in der das Eis am dicksten ist. Die Expedition ARTofMELT auf dem schwedischen Eisbrecher Oden wollte genau das beobachten – und das klappte auch. Gestern traf Oden wieder in Spitzbergen ein.
Nebelbogen in der Arktis. Foto Michael Tjernström, Universität Stockholm
„Der Frühling ist endlich angekommen“, meldete Expeditionsleiter Michael Tjernström von der Universität Stockholm am Morgen des 10. Juni. Der Frühling im arktischen Eis kommt in Form eines „Atmosphärischen Flusses“ warmer feuchter Luft. Zuerst hüllte dieser das Schiff in Nebel, wie Tjernström berichtet – und weil man im Nebel die Eisbären nicht sieht, durfte dann auch niemand von Bord. Und schon nach einem Tag mit Plusgraden bildeten sich Schmelzwasserseen auf der Eisscholle, an der Oden festgemacht hatte. Damit war das Ziel der sechswöchigen Expedition erreicht – gerade noch rechtzeitig vor dem planmäßigen Ende.
Eisbrecher Oden war bis über den 80. Breitengrad nach Norden vorgestoßen. Dabei war der Plan, sich in eine gute Position zu bringen, um tatsächlich einen Atmosphärischen Fluss zu erleben, der ja nur ein begrenztes Gebiet streift. An Eisschollen festgemacht, trieb er mit dem Strom wieder nach Süden. Nebenbei gab es viel Eisbärenbesuch, einmal sogar sechs Eisbären an einem Tag.
Die Prozesse in der Arktis verstehen
Weil es so wenige Daten aus dem „eisigen“ Halbjahr gibt, hatte sich bereits das Polarstern-Team bei der großen Expedition MOSAiC 2019/2020 im Herbst vor Sibirien einfrieren lassen und war dann mit dem Eis durch den arktischen Ozean gedriftet. Corona erschwerte zwar massiv die geplanten Wechsel des Personals, doch es gab trotzdem umfassend neue Daten und Erkenntnisse. Doch bekanntlich ändern sich Dinge aktuell schnell und neue Fragen stellen sich. Wie die MOSAiC- Expedition hatte auch ARTofMELT (Atmospheric Rivers and the Onset of Sea Ice Melt 2023) einen Schwerpunkt auf den Aerosolen im Polargebiet. Die Messungen aus dem Atmosphärischen Fluss, die innerhalb kürzester Zeit die Verhältnisse in der Arktis komplett ändern, soll dazu beitragen, die Prozesse besser zu verstehen und auch die Klimamodelle zu optimieren.
Die Arktis von morgen – erste Ergebnisse der Expedition MOSAiC
