Schweden. Auch in Schweden sinkt die Zahl der Coronafälle – von einem sehr hohen Niveau. Gestern bekräftigte die Regierung, dass die ab 1. Juni geplanten Lockerungen tatsächlich in Kraft treten dürfen. Nicht so richtig glücklich ist darüber der Infektionsschutzarzt von Norrbotten: Dort ist das Virus immer noch sehr verbreitet (mit Update 14.40 Uhr).
Die Zahleen der Behörde für öffentliche Gesundheit, Folkhälsomyndigheten, sind aktuell nicht ganz vollständig, weil es am Mittwoch einen Hackerangriff gab und das System daraufhin zeitweise abgeschaltet wurde. Die Statistik über die vergangene Woche verzeichnet aber für Norrbotten eine Inzidenz von 403 pro 100 000 Einwohner, den Spitzenwert unter den Kommunen hält Kiruna mit (rechnerisch) 1000 pro 100 000 Einwohner. Großen Einfluss auf den Landesdurchschnitt (204 pro 100 000 Einwohner/Woche) hat dies zwar nicht, da Norrbotten nur 250 000 und Kiruna nur 22 700 Einwohner hat. Doch während die Krankenhäuser in ganz Schweden langsam Erleichterung verspüren, ist die Situation in Norrbotten weiter angespannt – und das vor dem Sommer, in dem normalerweise mit schwächerer Besetzung gearbeitet wird.
Geplante Lockerungen
So sehen die geplanten Lockerungen aus: Veranstaltungen mit sitzendem Publikum dürfen wieder 50 Teilnehmer haben (bisher 8), draußen 100 stehende oder 500 sitzende. Restaurants dürfen wieder bis 22.30 Uhr öffnen (bisher 20.30 Uhr). Es bleibt aber bei den Beschränkungen mit maximal vier Personen am Tisch. Vergnügungsparks dürfen öffnen, mit beschränkter Teilnehmerzahl, und einige Beschränkungen im Kinder- und Jugendsport werden auch aufgehoben. Ob der fünfstufige Lockerungsplan verfolgt werden kann wie geplant, hängt von der Entwicklung des weiteren Geschehens ab.
Trotz der immer noch sehr hohen Virusverbreitung sterben nun deutlich weniger an/mit Covid, auch im Verhältnis zu Ländern mit besserer Infektionslage. was die Behörde selbst mit der konsequenten Impfpriorisierung erklärt: Geimpft wurde streng nach medizinischem Risiko, lediglich bestimmte Gruppen von medizinischem Personal kamen bevorzugt an die Spritze.
Situation in Norrbotten
Norrbottens Infektionsschutzarzt Anders Nystedt hat nichts gegen die Lockerungen an sich. Doch sie gäben ein Signal von Entspannung, das in Norrbotten aktuell nicht angebracht sei. Nach der Statistik sind es vor allem die älteren Jugendlichen, denen „Abstand halten“ schwer fällt – nicht nur in der Schule, sondern vor allem in Ferien und verlängerten Wochenenden. Mehrere Schulen gingen zeitweise zu Distanzunterricht über. Seit einer Woche läuft eine Medienkampagne der Region, die die Leute daran erinnert, dass es noch eine Pandemie gibt – und dass immer noch Regeln gelten, an die Leute sich halten sollten. In einer Pressekonferenz am Freitag legte Nystedt nach und ermahnte alle, die nächsten zwei Wochen unter anderem nicht zu reisen und die Kontakte auf das Allernötigste zu beschränken – möglichst draußen. Er erinnerte auch an die Benutzung von Mund-Nasen-Schutz im ÖPNV und im Laden – was Norrbotten schon lange empfiehlt. Es halten sich allerdings nur wenige dran. Die Ermahnungen richteten sich auch explizit an alle, die nun ihren Schulabschluss machen, was normalerweise groß gefeiert wird.
Urlaub in Schweden?
Kann man in Schweden trotzdem sicher Urlaub machen? Schweden lässt Urlauber nur mit negativem Test ins Land. Nur die nordischen Nachbarn brauchen dies ab dem 1, Juni nicht mehr. Deutschland stuft Schweden als Hochinzidenzgebiet ein und verlangt einen negativen Test, der bei der Rückreise vorgelegt werden muss, sowie anschließende Quarantäne.
Masken sind im Flugzeug Pflicht, ansonsten trägt die Mehrheit keine – weder im Zug, im öffentlichen Nahverkehr oder im Laden. Abstand halten funktioniert da gut, wo Platz ist – zum Beispiel zu wenig frequentierten Ladenöffnungszeiten. Ein sicherer Urlaub ist möglich, wenn man sich nicht in Situationen begibt, wo man diesen Abstand nicht halten kann. Beim Wandern in der Natur ist das natürlich gar kein Problem.
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