Norwegen: Wrackprämie für saubere Fjorde

Norwegen. Die norwegische Küste ist ein Paradies für alle, die gerne auf dem Wasser sind. Rund 800 000 Boote soll es dort geben. Leider auch viele auf dem Grund: Nicht wenige Eigner versenken ihren früheren Augenstern am Ende still und heimlich irgendwo im Fjord. Seit einem halben Jahr belohnt Norwegen nun alle, die ihr Wrack an Land abgeben. Darüber berichtete NRK.

Boote

Bootshafen Narvik, Sommer 2017.

1800 Boote werden jährlich im Meer versenkt oder verbrannt, zitiert NRK eine Studie im Auftrag der Umweltbehörde. Die meisten bestehen aus glasfaserverstärkten Kunststoff (GFK). Das hält lange – doch irgendwann landen die zerfallenden Teile samt ihrer gesundheitsschädlichen Komponenten dann als Mikroplastik im Fisch und darüber auch im Mensch.  Und nicht immer hat der Eigner vor dem Abwracken allen Treib- und Schmierstoff entfernt. Die fachgerechte Entsorgung kostete bisher Geld. Seit September 2017 kann alles vom Surfbrett bis zur 15-Meter Yacht kostenlos abgegeben werden – der Eigner bekommt sogar noch 1000 Kronen (105 Euro) für die Anlieferung. So soll verhindert werden, dass noch mehr Boote im Fjord landen.

Auch in Deutschland taucht immer wieder in Internetforen die Frage auf: Wohin mit dem alten Boot, dessen Reparatur aussichtslos scheint? Die ersten GFK-Rümpfe entstanden in den 1960er Jahren – und scheinen immer noch zu schwimmen. Eine Reportage  der Welt  ging der Wrack-Frage nach. Zwar gibt es danach inzwischen vermehrt Nachfrage nach fachgerechter Entsorgung. Neben „spottbillig bei Ebay verkaufen“ sind „Kleinhacken und verbrennen“ oder „Versenken“ aber auch hier gängige Vorschläge im Netz – nur sind die Möglichkeiten, in Deutschland ein Boot unbemerkt zu versenken, geringer.

Schrott-Boot

Ende eines Bootslebens in Deutschland.

Mit 10 000 Wracks rechnete die Umweltbehörde im ersten Jahr – und 3500 seien in den ersten sechs Monaten bereits abgeliefert worden, so ein Mitarbeiter zu NRK. In der Praxis dürfte es sich dabei vor allem um Kleinboote bis 4,75 Meter gehandelt haben, die man in der eigenen Kommune abgeben darf. Diese dürften aber auch das Hauptproblem ausmachen. Da viele nicht registriert sind, kann der Eigner selbst dann nicht zur Rechenschaft gezogen werden, wenn das abgewrackte Boot gefunden wird.  Für größere Boote gibt es nur zehn Abgabestellen landesweit, die nördlichste in Bodø.

Im Durchschnitt koste es 15 000 Kronen (1570 Euro), ein Boot zu zerkleinern und zu verwerten, erklärte der Behördenvertreter bei NRK. Gesucht wird nun eine Gegenfinanzierung. Kleine Boote könnten beispielsweise Teil der normalen Abfallentsorgung werden. Im Gespräch ist außerdem ein obligatorisches, gebührenpflichtiges Kleinbootregister. Das unterstützt auch der WWF Norwegen, der hofft, dass dann weniger Boote im Fjord landen –  weil der Besitzer ja zu finden ist und zur Verantwortung gezogen werden kann.

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