Norwegen. Der Schwede Mikael Frödin muss am 2. November in Alta, Norwegen, vor Gericht erscheinen. Seine Straftat: Er hat sich einer Lachszuchtanlage mehr als 20 Meter genähert. Frödin filmte die Fische – zu Aufklärungszwecken. Darüber berichtete NRK.
„Wir haben Informationen gesammelt, und es ist meine journalistische Pflicht, der Öffentlichkeit die negativen Auswirkungen der Fischzucht auf das Ökosystem zu zeigen“, begründet Frödin die Aktion in seiner Pressemitteilung. Der Schwede kennt sich aus mit Lachs – er gilt als einer der erfolgreichsten Angler, verkauft eigene Fliegen und teilt auch sein Wissen. Als Klassiker gilt die 2004 von SVT produzierte Dokumentation „I Storlaxens Rike“ mit Frödin über Lachsangeln im Alta-Fluss in Nordnorwegen, der für ihn der beste Fluss für große Lachse überhaupt ist.
Und deshalb tauchte Frödin nun auch mit der Kamera zu einer Lachszucht im Altafjord. Der Lachsstamm im Fluss habe sich verändert. Entweichende Zuchtlachse hätten einen negativen Einfluss auf den Bestand der Wildlachse. Frödin meint, dass die Anlagenbetreiber nicht genug täten, um Schäden zu verhindern. Er habe das Gesetz brechen müssen, um die Situation zu dokumentieren. Das Film- und Fotomaterial zeige erkrankten und deformierten Fisch. Er habe aber nichts beschädigt.
Aus Sicht der betroffenen Lachsfarm, die NRK dazu befragt, sieht die Sache anders aus. Die Abstandsvorschriften hätten ihren Zweck, unter anderem, die Übertragung von Krankheiten zu verhindern. Fremde Leute, die dort schwimmen und tauchen, brächten sowohl die Anlage als auch sich selbst in Gefahr. Die Firma habe nichts zu verbergen und folge den Vorschriften, auch im Hinblick auf die Gesundheit der Fische. Dass es in einem Gehege mit 100 000 bis 200 000 Fischen auch einmal kranke Tiere gebe, sei normal, und dann werde dem vorgeschriebenen Verfahren gefolgt.
Tierärzte kritisieren Sterblichkeitsquote
Mikael Frödin ist allerdings nicht der einzige, der die Praktiken der Lachsfarmen kritisiert, und die Argumente kommen von verschiedenen Seiten. Erst vor einigen Tagen trafen sich Tierärzte in Oslo, um über die Gesundheit von Fischen zu diskutieren. Dabei wurde unter anderem die hohe Sterblichkeitsquote in den Zuchtanlagen bemängelt, wie NRK berichtet – zwischen 6,5 und 28 Prozent der Fische verenden schon dort. Dabei wurde auch der Gebrauch des Wortes „Schwund“ dafür kritisiert, der so harmlos klinge. Der Mensch habe eine Verantwortung für diese Tiere und müsse dafür sorgen, dass es ihnen gut gehe.
Ins Gefängnis für den Wildlachs
Für Frödin verstößt die norwegische Zuchtindustrie gegen Umweltschutzgesetze und bedroht den wilden Atlantiklachs durch „Verbreitung von Krankheiten, Verbreitung der Lachslaus und genetische Verschmutzung“. Voraussichtlich wird er bei dem Prozess zu einer Geldstrafe verurteilt, die er nicht zahlen will: „Wenn ich in Norwegen ins Gefängnis gehen muss, um auf diese extrem dringende Situation und die ernsthafte Gefahr für den Bestand des Wildlachses aufmerksam zu machen, tue ich das“, schreibt er.
Mehr zum Lachs: