Uummannaq-Gebiet: Noch ein instabiler Berghang und Tsunamigefahr

Grönland. Am 17. Juni 2017 rutschte ein Berghang am Karratfjord ab und verursachte eine riesige Flutwelle im Fjordsystem von Uummannaq. Vier Menschen starben. Der Hang gilt immer noch als gefährlich. Im selben Fjordsystem wurde nun ein weiterer instabiler Berghang entdeckt. Mehrere Küstendörfer wären bei einem Abrutsch von einem Tsunami bedroht. Darüber informierte die grönländische Regierung.

Uummannaq-Fjordsystem

Das Uummannaq-Fjordsystem mit den instabilen Berghängern in Karrat und Kigarsima (rot). Quelle GEUS/Naalakkersuisut

Der neu entdeckte instabile Hang liegt am Kangerluarsukfjord und wird nach einer nahen Landspitze Kigarsima genannt. Satelittenfotos und der Vergleich von Aufnahmen vor Ort 2015 und 2021 schreckten die Geologen des staatlichen Forschungsanstalt GEUS auf. Etwa 28 Millionen Kubikmeter Berg könnten dort abrutschen. Nach einer ersten Simulation wären davon die Orte Ukkusissat, Niaqornat und Qaarsut am stärksten betroffen, mit einer Flutwelle von fünf Metern Höhe oder mehr. Aber auch Saattut, Uummannaq und Ikerasak würden sie zu spüren bekommen. Für eine bessere Einschätzung der Lage wurden nun Spezialisten des norwegischen geotechnischen Instituts beauftragt, eine Simulation zu erstellen, die noch mehr Faktoren berücksichtigt.

Wahrscheinlicher als das Szenario „Karrat 3“

Ukkusissat. Foto Thomas Christiansen

Es sind dieselben Dörfer, die auch bei einem weiteren Absturz am Karratfjord bedroht werden. Die Orte Illorsuit und Nuugaatsiaq dürfen seit dem Tsunami 2017 gar nicht mehr bewohnt werden, denn „Karrat 3“ mit 412 Millionen Kubikmetern Bergmasse würde eine Flutwelle auslösen, die noch stärker wäre als die 2017. Nach dem bisherigen Wissensstand ist ein Absturz von „Kigarsima“ wahrscheinlicher als der von „Karrat 3“, aber nicht so folgenreich.

Noch kein zuverlässiges Warnsystem

Für die Folgen von weiteren Erdrutschen im Karratfjord liegt bereits eine Simulation vor, die in Kooperation mit dem norwegischen Institut erstellt wurde. Die Regierung hat denen Hilfe versprochen, die im Gefahrenbereich wohnen und umziehen wollen. Dieses Angebot steht weiterhin. Es sind voraussichtlich dieselben Häuser betroffen – jene eben, die näher am Wasser stehen. Für ein Warnsystem sind Mittel bereitgestellt, noch gibt es keins. Ein Problem ist die kurze Zeitspanne vom Bergrutsch bis zum Eintreffen des Tsunamis in diesem Gebiet – und diese dürften bei Kigarsima noch kürzer ausfallen, da der Hang näher an den bewohnten Orten liegt.

Nachtrag 9.20 Uhr: Eine bekannte Ursache für Erdrutsche im hohen Norden ist auftauender Permafrost. Ob es sich auch in diesem Fall so verhält oder wie groß die Rolle ist, die auftauender Permafrost hier spielt, ist laut dem Bericht von GEUS zu Kigarsima noch nicht ausreichend durch Untersuchungen zum Zustand des Permafrostes dort geklärt.

Mehr zur Tsunamigefahr beim Bergrutsch im Karratfjord:

Weiter Erdrutschgefahr am Karratfjord – Tsunami bis Uummannaq möglich

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