Schweden. Die Schweden haben gewählt. Was für eine Regierung sie bekommen, ist damit aber noch lange nicht klar. Wie erwartet, gibt es keine klare Mehrheit für einen der alten Blöcke. Die rechten Schwedendemokraten erhielten 17,6 Prozent.
Die Tendenz dürfte deutschen Wählern bekannt vorkommen: Die beiden großen Parteien haben verloren. Die regierenden Socialdemokraterna (2014:31 Prozent) kamen mit 28,4 Prozent etwas besser weg als zuvor in den Prognosen, es ist allerdings ein historisch schlechtes Ergebnis für die Partei. Die bürgerlichen Moderaterna (2014: 23,3 Prozent) wurden knapp zweitstärkste Kraft mit 19,8 Prozent. Der kleine Koalitionspartner Miljöpartiet de Gröna (Umweltpartei die Grünen, 2014: 6,9 Prozent) musste zeitweise sogar fürchten, gar nicht mehr im Riksdag vertreten zu sein. Die Mindestgrenze beträgt in Schweden 4 Prozent. Die Miljöpartiet bekam 4,3. Die Liberalerna aus dem bürgerlichen Block (früherer Name Folkpartiet, 2014: 5,4 Prozent) hatten damit kein Problem und hielten ihr Niveau (5,5 Prozent).
Die Gewinner: die linke Vänsterpartiet, die immer zum rot-grünen Block gezählt wird, aber nicht Teil der Regierung war (von 5,7 auf 7,9 Prozent). Centerpartiet aus dem bürgerlichen Block – von 6,1 auf 8,6 Prozent. Die Kristdemokraterna, ebenfalls aus dem bürgerlichen Block, von 4,5 auf 6,4 Prozent. Und natürlich die nationalistischen Sverigedemokraterna – von 12,8 auf 17,6 Prozent, nicht ganz so viel, wie vorhergesagt.
Wird jemand mit den Sverigedemokraterna koalieren?
Damit ist aber nicht automatisch klar, wer die nächste Regierung bildet. Versucht sich einer der beiden fast gleichauf liegenden Blöcke an einer Minderheitsregierung? Nach dem Wahlergebnis haben die Rotgrünen eine Stimme Vorsprung vor der bürgerlichen Allianz (ohne Schwedendemokraten). Kleine Korrekturen am Ergebnis und der Sitzverteilung können aber noch vorkommen, wenn bis Mittwoch die Stimmen derer gezählt werden, die vorab oder aus dem Ausland abgestimmt haben. Oder gibt es eine formelle Zusammenarbeit über die Blockgrenzen hinweg, wie es in Schweden bisher nicht üblich war? Dass der bisherige Ministerpräsident Stefan Löfven diesen Weg verfolgen möchte, zeigte sich am Wahlabend, als er erklärte, der Abend sei „die Beerdigung der Blockpolitik“ – man benötige blockübergreifende Vereinbarungen. Zumindest einige aus der bürgerlichen Allianz zeigten sich auch zu Gesprächen bereit. Oder öffnen sich bürgerliche Parteien doch für eine Zusammenarbeit mit den rechtsnationalistischen Schwedendemokraten?
Alle Wahlergebnisse laut SVT.
Früherer Artikel zum Thema: Noch eine Woche bis zur Wahl in Schweden