Rüstige Senioren, Grenzgänger und eine Krimi-Debütantin

Göteborg/Schweden. Bei manchen Büchern geht es ganz schnell. Kaum in Schweden herausgekommen, ist auch schon die deutsche Übersetzung im Laden. Bei anderen muss man geduldiger sein, wenn einem das Original zu mühsam ist oder man es verschenken möchte. Die Buchmesse in Göteborg, gestern zu Ende gegangen, verspricht jedenfalls jede Menge neuen Lesestoff aus Schweden.

Bei einem Promi wie Jonas Jonasson geht es natürlich schnell. Seinem Allan Karlsson ist langweilig geworden. Im Original heißt die Fortsetzung des berühmten Hundertjährigen „Hundraettåringen som tänkte att han tänkte för mycket“ („Der Hunderteinjährige, der dachte, dass er zu viel dachte“). Die deutsche Übersetzung gibt es bereits, der Titel setzt einen anderen Fokus: „Der Hundertjährige, der zurückkam, um die Welt zu retten“. Es soll auch Angela Merkel vorkommen.

Wer das Lob auf Ali Abbasis Film „Gräns“ gelesen hat – er bekam den Preis in der Kategorie „Un Certain Regard“ in Cannes – möchte vielleicht auch die literarische Vorlage dazu von John Ajvide Lindqvist versuchen. Die war schon 2006 als eine von zehn Erzählungen in „Pappersväggar“ („Papierwände“) veröffentlicht worden. Lindqvist verschiebt gerne die Grenzen des Realen, in dieser Geschichte geht es um eine Zollbeamtin mit besonderen Fähigkeiten. Er gilt als der „schwedische Stephen King“. Der Verlag Ordfront hat „Gräns“ nun noch einmal einzeln gebunden herausgegeben. Die deutsche Übersetzung des kompletten Erzählungsbandes heißt „Im Verborgenen“ und ist inzwischen nur noch gebraucht oder als E-Book erhältlich. Es gibt aber eine neue E-Book-Ausgabe unter dem Titel „Die Grenze“, in der neben dem prominent gewordenen Titel noch drei weitere Erzählungen sind.

Krimi

Ausnahmsweise ohne Schutzanzug: Kriminaltechnikerinnen zeigen eine Tatortuntersuchung.

Auch das Krimigenre ist in Schweden weiterhin beliebt. Krimi-Fans kamen in Göteborg gleich doppelt auf ihre Kosten, denn das „Crimetime“ – Festival fand zum ersten Mal innerhalb der Messe statt. Dabei gab es nicht nur Gespräche mit Autoren – Kriminaltechniker und Forensiker demonstrierten „echte Polizeiarbeit“. Und wo es um Verbrechen geht, ist Leif GW Persson nie weit: Der Kriminologie und Autor, der zeitweise sogar in einer eigenen Fernsehsendung „Veckans Brott“ die realen Verbrechen kommentierte, wird nun auch zur Spielfigur beim nach ihm benannten Rollenspiel.

Silvervägen

Silvervägen von Stina Jackson.

Wer eher auf der Suche nach dem passenden Krimi für den nächsten Urlaub ist, kann sich an „Silvervägen“ („Der Silberweg“) von Stina Jackson versuchen. Silvervägen ist der „Riksväg“ 95, auf dem früher das Silber aus den Gruben um Arjeplog in Nordschweden zum Hafen in Skellefteå und anderen in der Bottenwiek transportiert wurde. Die Autorin, Jahrgang 1983, in Skellefteå aufgewachsen, lebt inzwischen mit ihrem amerikanischen Mann in den USA.  Inspiriert wurde sie dazu laut Selmastories durch die kanadische Dokumentation „Highway of Tears“, wo es um verschwundene Frauen geht. Auch Stina Jackson lässt eine junge Frau verschwinden und ihren Vater in den langen hellen Nächten auf die Suche gehen. Lob für dieses Romandebüt kam unter anderem von einer anderen gebürtigen Nordschwedin, Åsa Larsson, deren fünfteilige Romanserie mit Rebecka Martinsson in Kiruna spielte. Die Bücher sind übersetzt, die Verfilmung war auch in Deutschland zu sehen. „Silvervägen“ soll an mehrere Länder verkauft worden sein. Wann eine deutsche Übersetzung vorliegt, ist noch nicht bekannt.

Dieser Beitrag wurde unter Literatur, Schweden veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert