Nordische Filmtage: Wie man Stalin überlebt und Konzerne austrickst

Lübeck. Das Geheimnis um das Hauptprogramm der 60. Nordischen Filmtage lüftet sich Stück für Stück: „Die kleine Genossin“ aus Estland wird der Eröffnungsfilm. Aber auch  Jubilar Island ist stark vertreten. Das komplette Programm für die Tage vom 30. Oktober bis zum 4. November wird laut Pressemitteilung ab 20. Oktober unter www.nordische-filmtage.de zu finden sein, Karten gibt es ab dem 27. Oktober.

Die kleine Genossin

Die kleine Genossin (Seltsimees laps / EE 2018, 98 Min.): Leelo (Helena Maria Reisner) und ihre Mutter (Eva Koldits) Foto Amrion, Priit Grepp

Die Nordischen Filmtage in Lübeck präsentierten schon Filme aus dem Baltikum, als diese noch gar nicht wieder unabhängig waren. Zum 100. Geburtstag der ursprünglichen Staatsgründung darf nun ein estnischer Film das Festival eröffnen, das selbst einen runden Geburtstag hat.  „Die kleine Genossin“ (Original: Seltsimees laps) beruht auf den autobiografischen Romanen der estnischen Schriftstellerin Leelo Tungal. Die Mutter der sechsjährigen Hauptfigur wird im Zuge des stalinistischen Terrors abgeführt und kommt nie wieder. Der Film zeigt den Versuch des kleinen Mädchens, sich selbst, trotz der Ereignisse in ihrem Heimatland, treu zu bleiben. Er ist das Spielfilmdebüt der Regisseurin Moonika Siimets, die auch zur Eröffnung kommen wird, ebenso wie Leelo Tungal und Produzentin Riina Sildos (Trailer hier).

Gegen den Strom – wörtlich genommen

Eröffnungsfilm 2013 war „Von Menschen und Pferden“(„Hross i oss“) aus Island. Von Regisseur Benedikt Erlingsson kann man nun in Lübeck „Gegen den Strom“ sehen, Originaltitel „Kona fer í stríd“. Die wörtliche Übersetzung wäre „Eine Frau zieht in den Krieg“, und genau das tut Hauptfigur Halla: Sie führt handfesten Krieg gegen die Konzerne, die die Natur in Islands Hochland bedrohen, wenn auch undercover (Filmkritik auf Deutsch bei Iceland Review). Das Thema ist auf Island immer wieder aktuell. Und dazu passt die Doppeldeutigkeit des deutschen Titels auch sehr gut.  (Trailer siehe unten).

Lass mich fallen

Aus „Lass mich fallen“: Stella (Eyrún Björk Jakobsdóttir), Magnea (Elín Sif Halldórsdóttir). Foto The Icelandic Film Company

Ein weiterer Beitrag aus Island kommt von Baldvin Z, zuletzt für „Straße der Hoffnung“ preisgekrönt.  „Lass mich fallen“ („Lof mér að falla“) zeigt die folgenreiche Begegnung zweier junger Mädchen, ihr wildes Leben inklusive Drogen und das Wiedersehen zwölf  Jahre später (Trailer englisch).

Bei insgesamt 199 Filmen kommen aber auch die anderen Länder nicht zu kurz – und weil das Festival diesmal einen Tag länger läuft und Filme häufiger gezeigt werden, können Besucher diesmal noch mehr davon ansehen.  Das komplette Programm steht zwar erst am 20. Oktober zur Verfügung, folgende Beiträge sind aber schon bekannt:

Henrik Martin Dahlsbakken (Norwegen): „Eine Affäre“ ( „En affære“),  Klaus Härö (Finnland): „Ein unbekannter Meister“ („Tuntematon mestari“). Hannes Holm (Schweden): „Ted – Alles aus Liebe“ ( „Ted – För kärlekens skull), Simo Halinen (Finnland): „Wendepunkt“ („Kääntöpiste“), Heikki Kujanpää (Finnland): „Lach oder stirb“ ( „Suomen hauskin mies“), Kasper Kalle (Dänemark): „Christian IV. – Die letzte Reise“ ( „Christian IV – Den sidste rejse“), Niclas Bendixen (Dänemark): „Ditte und Louise“, Camilla Strøm Henriksen (Norwegen): „Phönix“ („Føniks“), Tuva Novotny (Norwegen) „Blinder Fleck“ („Blindsone“),  Isold Uggadóttir (Island): „Atme ganz normal“ („Andið eðlilega“), Maria Winther Olsen (Färöer): „Nina“, Giedrė Beinoriūtė (Litauen): „Breathing into Marble“ („Kvėpavimas i marmura“) und Marija Kavtaradze (Litauen): „Summer Survivors“ („Vasara“).

Hinweise zu den Filmen der Retrospektive, des 360-Grad Kinos und Ingmar-Bergman-Würdigung gibt es bereits unter 60. Nordische Filmtage Lübeck feiern einen Tag länger

Hier der Trailer zu „Gegen den Strom“:

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