Nordische Filmtage 2021: Tove, Björk und ein norwegischer Hochstapler

Lübeck. Das komplette Programm der Nordischen Filmtage in Lübeck ist nun veröffentlicht und bietet wie gewohnt eine riesige Auswahl. Vom 3. bis zum 7. November 2021 werden 130 Filme in den Kinos und 109 davon auch online gezeigt. Der Kartenvorverkauf beginnt am 30. Oktober um 15 Uhr. In den Kinos gilt 3G.

Alma Pöysti als Tove Jansson

Alma Pöysti als Tove Jansson. Foto Salzgeber

Doku, Spielfilm oder Retrospektive? Alle drei Genres bieten in diesem Jahr Wiedersehen mit Personen, die die Zeit geprägt haben, auf unterschiedliche Weise. So kommt mit „Tove“ ein Spielfilm in die Kinos, der Mumin-Erfinderin Tove Jansson porträtiert. Dabei liegt der Fokus auf den frühen Jahren der finnlandschwedischen Zeichnerin und Autorin.  Der Spielfilm „Margrete den første“, internationaler Titel „Margrete Queen of the North“, widmet sich der Königin, die Dänemark, Schweden und Norwegen in einen Verbund führte, der Kalmarer Union. Diese hatte mehr als 100 Jahre Bestand und umfasste auch das heutige Finnland, Island, die Färöer und Grönland.

Retrospektive mit Musik

Björk

Jugendliche Björk in „Rokk i Reykjavík“. Foto Icelandic Film Center

Die Retrospektive ist in diesem Jahr den Musikfilmen gewidmet und bietet Gelegenheit zum Wiedersehen mit „ABBA “ aus einer Zeit, in der sie allgegenwärtig waren. „Rokk i Reykjavík“  von Friðrik Þór Friðriksson zeigt dagegen eine Musikszene, die in Festland-Europa damals recht unbekannt war, es aber nicht mehr lange bleiben sollte: Unter den jungen isländischen Musikern befindet sich auch Björk Guðmundsdóttir. In diesem Zusammenhang sei auch auf SUMÉ hingewiesen, das Porträt der ersten grönländischen Rockband, die dem Wunsch nach kultureller Selbstbestimmung und Unabhängigkeit von Dänemark eine Stimme gab.

Dokumentarfilme

Tadzio

Björn Andrésen als Tadzio 1970. Foto Mario Tursi

Der Dokumentarfilm „Världens vackraste poike“, internationaler Titel „The Most Beautiful Boy in the World“, zeichnet das Leben von Björn Andrésen nach, der von Regisseur Luchino Visconti für die Rolle des Tadzio in „Tod in Venedig“ entdeckt wurde. Das Etikett des „schönsten Jungen der Welt“ bekam er nicht mehr los, aber „Andrésen ist auch ein Überlebender, der sich zu behaupten lernt“, verspricht die Ankündigung.

Eine andere Art von Ruhm erwarb sich Waleed Ahmed, der mit 20 Jahren zum norwegischen Mark Zuckerberg erklärt wurde. Er kann sich gut verkaufen, deshalb fällt nicht auf, dass seine Innovation nutzlos ist … in „Stol på mig“, internationaler Titel „Trust me“ verfolgt Regisseur Emil Trier den Weg des trickreichen Hochstaplers, der heute in den USA im Gefängnis sitzt und per Telefon interviewt wird.

Spielfilme lustig, düster, melancholisch

Hytti Nr. 6

Seidi Haarla als Laura in Hytti Numero 6. Foto Sami Kuokkanen Aamu Film Company

Eröffnungsfilm „Leynilögga“, „Cop Secret“, ist eine isländische Polizeikomödie. Ein weiterer Beitrag aus Island „Dyrið“, „Lamb“ geht in eine ganz andere Richtung: Einsamkeit, Schafe und mystische Elemente. Das Drehbuch stammt von Regisseur Valdimar Jóhannsson selbst und dem Schriftsteller Sjón.

Auf andere Weise stimmungsvoll ist „Hytti numero 6“, „Abteil Nummer 6“, ein finnisch-russischer „Rail-Movie“. Hier müssen eine finnische Studentin und ein russischer Bauarbeiter auf der Zugfahrt von Moskau nach Murmansk in einem Abteil miteinander auskommen. Draußen ist es natürlich winterlich. Der Film von Juho Kuosmanen basiert auf dem gleichnamigen Roman der finnischen Schriftstellerin Rosa Liksom.

Dystopie in Abisko

Hingewiesen sei noch auf den 19-minütigen Kurzfilm „Untitled Abisko“ der in Stockholm lebenden Filmemacherin Sophie Vuković. In dieser Klima-Dystopie blickt die Hauptfigur anhand alter Filmaufnahmen zurück auf den Sommer 2020, als sie in Abisko unterwegs war und die ersten Zeichen der Veränderung sah. Gleichzeitig erinnert sie sich an die Liebesgeschichte von damals, die kein gutes Ende nahm. Abisko ist bekannt für seine Felsformation Lapporten und für seine Klimaforschung, siehe auch Klimaforschung in Abisko: Die Zeitmaschine am Nuolja.

Früherer Artikel zum Thema: Nordische Filmtage 2021 starten mit isländischer Polizeikomödie

Trailer zu „Dyrið“ („Lamb“)

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