Reykjavík. Noch in diesem Monat werden die Arbeiten für Islands jüngsten Leuchtturm beginnen. Das kündigt die Stadt Reykjavík an. Sein zukünftiger Einsatzort ist allerdings keine neue Gefahrenstelle, sondern die Ansteuerung für den Hafen in Reykjavík. Bisher werden die Signale dafür von der Spitze der früheren Seemannsschule gesendet. Doch die sind heute teilweise verdeckt von den großen Gebäuden, die inzwischen davor errichtet wurden.
Der neue Leuchtturm wird fünf Meter hoch und direkt am Wasser stehen, etwa gegenüber dem bekannten Gästehaus Höfði, auf der anderen Seite der Küstenstraße Sæbraut. Dafür soll eine Plattform aufgeschüttet werden, von der aus auch Besucher über die Fáxafloi-Bucht und auf den Berg Esja blicken können. Auf den Leuchtturm dürfen sie aber nicht. Die Kosten betragen umgerechnet 600 000 Euro, zwei Drittel zahlt die Stadt Reykjavík, ein Drittel die Hafengesellschaft. Er soll bereits im Juni in Betrieb gehen. Geplant wird das Projekt von Yrki Arktitektar.
Das heutige Leitfeuer Sjómannaskólinn befindet sich in 72 Metern Höhe im Turm der denkmalgeschützten früheren Seemannschule, heute der Teil des Technischen Hochschule. Es führte die Schiffe 70 Jahre lang an beiden Seiten der Insel Engey vorbei sicher nach Reykjavík – bis an der davorliegenden Straße Borgartún die Hochhäuser wuchsen, in der Zeit vor der Finanzkrise 2008.
Nur noch einer der beiden Lichtstrahlen sei sichtbar, das Leitfeuer sei fast sinnlos, so der Chef der Hafengesellschaft laut RÚV. Und wundert sich, dass niemand beim Hochhausbau an diese Auswirkungen gedacht habe. Die Vorsitzende der isländischen Leuchtturmgesellschaft sagte im Interview, selbst wenn Schiffe heutzutage über sehr gute Navigationsmittel verfügten, seien Leuchttürme weiterhin wichtig für die Sicherheit.
Das sieht offenbar auch die Stadt Reykjavík so, die den Neubau nun beschlossen hat. Abgelehnt hat sie allerdings das Angebot eines Immobilienunternehmens, dort einen 110 Meter hohen Aussichtsturm samt Leuchtfeuer zu errichten, wie Morgunblaðið meldet. Dieser hätte zum einen das Stadtbild verändert, aber auch noch mehr Verkehr angezogen, in einem Gebiet, das bereits problematisch sei.