Norwegen. Die jüngsten Todesfälle durch Lawinen in Nordnorwegen haben in Norwegen Diskussionen ausgelöst. Denn Touristen sind in der norwegischen Lawinenstatistik überrepräsentiert. Sollte man den Zugang zu den Bergen restriktiver handhaben oder sie bei Gefahr sogar sperren? Bei einer Umfrage von NRK sprechen sich die meisten Experten gegen solche Maßnahmen aus – weil das Jedermannsrecht für Norwegen einen hohen Wert hat, aber auch, weil Verbote praktisch nicht wirklich umsetzbar sind.

Steile Abhänge? Vorsicht Lawinen!
In den vergangenen 15 Jahren starben 102 Menschen in Norwegen durch Lawinen, zeigt die Statistik auf varsom.no. Darunter sind so schicksalhafte Fälle wie die beiden jüngst auf Reinøya, die in ihrem Haus überrascht wurden, aber 67 Personen waren auf Skiern unterwegs. 25 dieser Lawinentoten waren ausländische Touristen, sie traf es vor allem bei Skitouren. Zwei der Todesopfer vergangene Woche waren ausländische Touristen aus zwei verschiedenen Gruppen an zwei verschiedenen Orten, eine Person liegt noch im Krankenhaus. Troms ist der traurige Spitzenreiter in Sachen Lawinenopfer.
Ausländische Touristen häufiger Opfer
Dass ausländische Touristen in der Statistik so überrepräsentiert sind, führen die Experten gegenüber NRK auf mehrere Faktoren zurück:
- Sie hatten eine weite Anreise und haben wenig Zeit, die sie auch nutzen wollen
- Sie kennen die norwegischen Verhältnisse nicht, die anders sind als beispielsweise in den Alpen, und sind mit dem norwegischen Warnsystem nicht vertraut.
- Bei Rettungseinsätzen geht außerdem wertvolle Zeit durch Kommunikationsprobleme verloren und weil ausländische Handys beim Anruf in der Rettungszentrale nicht automatisch geortet werden können.
Es gibt Leute, die echte „Fahrverbote“ bei Lawinengefahr fordern, das könne Leute dazu bringen, noch einmal darüber nachzudenken, ob man sich der Gefahr wirklich aussetzen wolle.
Doch die Mehrheit der Akteure will lieber auf Aufklärung setzten statt auf Verbote. So verweist die Abteilungsleiterin der Tourismusorganisation DNT auf die Bedeutung des Jedermannsrechts für die norwegische Outdoorkultur – zu der auch die Eigenverantwortung gehöre. Ein Verbot könne diese nicht ersetzen.
Verbot schwer praktisch durchführbar
Der Verantwortliche für Lawinenwarnungen zählte ganz praktische Probleme mit einem Verbot auf:
- Wie soll es geografisch abgegrenzt werden?
- Wie soll es praktisch durchgeführt werden?
- Wann soll es wieder aufgehoben werden? Die Verhältnisse könnten sich auch schnell ändern.
- Was ist mit den flachen Gebieten innerhalb des Areals?
- Ist die Wirkung der Prävention groß genug, um die Beeinträchtigung der Freiheit uns des Zugangs zur Natur zu rechtfertigen?
Auch wenn die Gefahr nun nicht mehr so hoch ist wie vergangene Woche, ging gestern noch eine ab, die die Einwohner von Arnøya in Skjervøy von der Umwelt isolierte. Und am Donnerstag steigt die Gefahr wieder an.
Mit neuen Videos versuchen die Behörden die Leute zu informieren:
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