Kriminalstatistik 2017: Vier Morde auf Island

Island. Isländische Krimis stehen auch bei deutschen Lesern hoch im Kurs. In der Realität galt das Land bisher allerdings als ziemlich friedlich. Dass im Jahr 2017 gleich vier Morde auf der Insel passierten, sorgt nun für Diskussionen. Darüber berichteten Vísir und Islandsbloggen.

Wikinger-Erbe

Trotz des Wikinger-Erbes galt Island als friedlich.

Von den vier Opfern waren zwei männlich und zwei weiblich. Der Mord an der 20-jährigen Birna Brjánsdóttir Mitte  Januar machte besonders viele Schlagzeilen: Sie war an einem Abend in Reykjavík ausgegangen und nicht zurückgekehrt. Acht Tage später wurde ihre Leiche am Strand bei Selvogur an Islands Südküste gefunden. Sie war zuerst misshandelt und bewusstlos geschlagen worden und dann ins Meer geworfen worden, wo sie ertrank.

Die Polizei verdächtigte bald zwei Besatzungsmitglieder eines grönländischen Trawlers, die am Tag von Birna Brjánsdóttirs Verschwinden ein Auto gemietet hatten und damit in Reykjavík waren. Ihr Schiff hatte zu der Zeit in Hafnarfjörður angelegt. Als die Polizei ihnen auf die Spur kam, waren sie allerdings schon wieder 120 Seemeilen weit auf dem Meer. Die Beamten flogen mit einem Hubschrauber hinterher. Der Kapitän hatte allerdings nach ihrer Anfrage bereits umgedreht und kam ihnen entgegen.

Der Fall Birna Brjánsdóttir 

Der eine Seemann wurde schließlich wieder freigelassen. Der andere, ein 30-jähriger Grönländer,  war im September aufgrund von Indizien zu 19 Jahren Haft wegen des Mordes an Birna Brjánsdóttir verurteilt worden. Er bestritt die Tat allerdings und hat auch Berufung gegen das Urteil eingelegt. Staatsanwaltschaft und Richter halten ihn trotzdem für schuldig: Einige hatten gesehen, wie er das Mietauto versuchte zu reinigen, in dem die Polizei trotzdem Blut der 20-Jährigen fand. Man fand ihr Blut auch an seinen Sachen und seine DNA an ihren. Er hatte vor Gericht auch eine andere Version erzählt als während der Verhöre, beide von Indizien wie Kamera-Aufzeichnungen, Spuren auf dem Handy und der Untersuchung des Wagens widerlegt.

Reykjavik

Reykjavik Zentrum

Seit dem Jahr 2000, so berichtete  Vísir, gab es 36 Morde auf Island. Das macht wenig mehr als zwei pro Jahr. 2005 gab es fünf Fälle, in anderen Jahren dafür oft nur einen. Kein Wunder also, dass es auf Island nicht viele Rechtsmediziner gibt und Material zur Untersuchung in Labore nach Schweden oder Norwegen geschickt werden muss. Die Verteidigung hatte sogar einen deutschen Rechtsmediziner einfliegen lassen, um Fragen zu klären.

Bei den anderen drei Mordopfern, handelte es sich laut  Islandsbloggen um eine Frau, die vermutlich von ihrem Exfreund umgebracht wurde, einen Mann, der mit illegalen Geschäften in Verbindung gebracht wird sowie einen Mann, der bei einer Messerattacke ums Leben kam.

Zufall oder Anlass zur Sorge?

„Wir müssen darüber nachdenken, ob es Zufall ist, oder ob es Anlass zur Sorge gibt,“, sagte Premierministerin Katrín Jakobsdóttir während einer Diskussionssendung des Senders Stöð 2 über die für Island ungewöhnlich hohe Zahl an Mordopfern. Auch ein Professor für Soziologie kommt dort zu Wort: Bisher seien die Zahlen in Island niedrig gewesen, aber wenn der Trend zu mehr Morden anhalte, könne es sein, dass Island sich den anderen nördlichen Ländern annähere.

Dass Island (340 000 Einwohner)  zumindest in der Vergangenheit ein recht friedliches Land war, zeigt sich auch daran, dass es sogar möglich ist, eine Internetseite zu unterhalten, auf der jeder einzelne Fall seit 1878 aufgeführt ist.

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