Königinbesuch und Mordermittlung in Ilulissat

Ilulissat (Grönland). Die dänische Königin besucht Grönland. Gleichzeitig graben auf der Müllkippe von Ilulissat Einsatzkräfte nach dem Rest einer Leiche, von der sie bisher nur zwei Teile haben. Kein neuer Thriller eines skandinavischen Autors, sondern nüchterne Realität. Die Polizei ist verschwiegen, aber offenbar erfolgreich bei ihren Ermittlungen. Darüber berichteten Sermitsiaq und KNR. Mit Update 21.30 Uhr

Grönland

Ilulissat, Grönland. Foto Thomas Christiansen

So begann es: Am 3. Oktober meldete die Polizei einen „verdächtigen Fund“  vom Vorabend in der Müllverbrennungsanlage von Ilulissat. Ilulissat ist für seinen Gletscher und majestätische Eisberge bekannt und hat etwa 4700 Einwohner.

Die Müllverbrennungsanlage wird gesperrt. Später wird bekannt gegeben, dass es sich bei dem Fund um ein Leichenteil handelt. Es scheint aber niemanden aus Ilulissat zu geben, der vermisst wird. Feuerwehrleute aus mehreren Orten helfen der Polizei, die Abfallreste zu durchsuchen. Ein zweites Teil wird gefunden. Dabei ist es bisher geblieben. Gestern erklärte der Ermittlungsleiter, es sei zwar noch ein Rest Abfall übrig, aber die Hoffnung schwinde.

Königin Margrethe in Grönland

Der Besuch von Königin Margrethe war schon einmal wegen eines Corona-Ausbruchs verschoben worden und wurde nun zum Ausweichtermin wie geplant ab dem 8. Oktober durchgeführt. Erste Station der Königin war Ilulissat, wo sie das neue Eisfjord-Infozentrum und das Geburtshaus des Polarforschers Knud Rasmussen besuchte. Anschließend flog sie weiter nach Nuuk zur Bischofsweihung und zum Kaffeemik, besuchte gestern Pituffik und reist heute zur Station Nord, dem letzten Punkt ihrer Grönlandreise. 

Mann in Ilulissat festgenommen

Die grönländische Polizei ermittelte währenddessen weiter  in dem potenziellen Mordfall. Drei Personen wurden festgenommen. Eine wurde schnell wieder freigelassen. Ein Mann sitzt weiter in Untersuchungshaft, eine Frau sollte für drei Tage festgehalten werden, kam aber schneller wieder frei.  Die beiden wohnen an derselben Adresse in Ilulissat. Die Identität des Opfers scheint nun bekannt und die Angehörigen sollen bereits unterrichtet sein, auch wenn eine endgültige Bestätigung noch fehlt.

“ Uns ist bewusst, dass die Leute ihre eigenen Nachforschungen anstellen. Viele wissen etwas, mehr oder weniger. Einiges ist richtig, anderes nicht. Aber wir wollen nichts herausgeben, bevor wir nicht komplett fertig sind“, zitiert KNR den Ermittlungsleiter Jan Lambertsen. Beunruhigte Bürger versuchte er zu beruhigen: Man müsse sich nicht davor fürchten, dass der Täter noch einmal zuschlage.

Update 21.30 Uhr: Die Identität des Opfers ist nun bestätigt, und die Polizei hat den Namen bekanntgegeben. Es handelt sich um einen 24-jährigen Grönländer. Die Bürger werden gebeten, sich zu melden, wenn sie etwas über das Opfer wissen, das für die Ermittlungen hilfreich sein könnte.

Die Durchsuchung des Mülls ist nun beendet, ein Ergebnis wurde nicht mitgeteilt.

2020 gab es sieben Tötungsdelikte

Tötungsdelikte sind in Grönland nicht so selten, wie die geringe Einwohnerzahl von rund 56 500 Menschen vermuten ließe. Laut der Kriminalstatistik waren es 2020 fünf Fälle von Mord oder Totschlag, sieben Mordversuche und zwei Fälle von fahrlässiger Tötung, die Vorjahre bewegten sich auf ähnlichem Niveau. Selten sind sie allerdings so rätselhaft wie in diesem Fall.

Früherer Artikel zum Thema:

Kriminalstatistik 2017: Vier Morde auf Island

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