Island: Langwieriges Wahl-Nachspiel und geheime Verhandlungen

Island. Nicht nur Deutschland wartet auf eine neue Regierung. Auch auf Island ist es noch nicht so weit nach der Wahl am 25. September. Zwar haben die drei bisherigen Partner erklärt, dass sie gemeinsam weitermachen wollen, aber über Details ist in den Wochen der Verhandlungen nichts nach außen gedrungen. Außerdem gibt es noch ein Problem mit der Auszählung im Wahlkreis Nordwest-Island. Darüber berichtete RÚV.

Alþingi Island

Wartet noch auf die neuen Abgeordneten: Alþingi, Island. Foto Szilas/ Wikimedia, gemeinfrei

Die Stimmen im Wahlkreis Nordwest-Island wurden im Hotel Borganes gezählt und das Ergebnis bekannt gegeben. Dann gingen die Mitglieder nach Hause, um zu schlafen. Die Wahlzettel blieben im Saal, der abgeschlossen wurde, aber nicht versiegelt, so wie es Vorschrift gewesen wäre.

Am nächsten Tag zeigte sich, dass es Anlass gab, die Stimmen noch einmal zu zählen, und tatsächlich waren offenbar einige Zettel falsch sortiert worden. Daraus ergab sich, dass fünf Kandidaten ihr zuvor zugeteiltes Ausgleichsmandat wieder verloren und fünf Parteikollegen stattdessen einzogen. Damit war die schnell verbreitete Nachricht vom ersten Parlament mit einer Mehrheit weiblicher Abgeordneter auch hinfällig: Unter den ersten fünf waren drei Frauen gewesen, die Nachrücker waren allesamt Männer, die nun doch wieder eine leichte Mehrheit  haben.

Wahlzettel nicht gesichert

Neben dem Ärger der fünf Abgeordneten, die ihr Mandat wieder verloren haben, hat der Vorsitzende des Wahlkommittees aber noch mehr am Hals. Denn es zeigte sich, dass  mehrere Mitarbeiter des Hotels einen Schlüssel zu dem Saal hatten. Die Überwachungskamera verzeichnete, wer ihn betreten hatte. Und spätestens, als Bilder von den Wahlzettel-Haufen in den sozialen Medien auftauchten, war klar, dass die Wahlzettel nicht gut genug gesichert gewesen waren.

Eine Untersuchung dazu ist in Gang. Bis diese abgeschlossen ist, wird der neue Alþingi nicht zusammentreten. Dass der Wahlkreis noch einmal abstimmen muss, gilt aber nicht als wahrscheinlich. Klar ist jedoch, dass die Wahlhelfer sich nicht an die Vorschriften gehalten haben. Die Polizei hat deshalb nun ein Bußgeld verhängt.

Früherer Artikel zur Wahl auf Island:

Island hat gewählt – alte Regierung hat theoretisch eine Mehrheit

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