Spitzbergen. Ein russischer Helikopter mit acht Personen an Bord ist am Donnerstagnachmittag auf Spitzbergen abgestürzt – wahrscheinlich ins Meer. Bisher wurde noch keiner der Passagiere gefunden. Darüber berichtete NRK.
Laut Informationen des Fernsehsenders war der Hubschrauber auf dem Rückweg von der verlassenen Siedlung Pyramiden nach Barentsburg. In Barentsburg leben etwa 435 Menschen, hauptsächlich Russen und Ukrainer, die in dem dortigen Bergwerk arbeiten. Als der Flug nicht planmäßig ankam, wurde er vermisst gemeldet. Der Sysselmann (Inselverwalter) des norwegischen Archipels im Hauptort Longyearbyen löste dann den Alarm aus. Hubschrauber und zahlreiche Schiffe beteiligten sich an der Suche, vom Fischkutter bis zum Ausflugsboot. Vom norwegischen Festland schickte das Universitätskrankenhaus Tromsø zwei Ärzteteams zur Verstärkung auf die Insel.
Es wird vermutet, dass der Helikopter vor Barentsburg, etwa zwei bis drei Kilometer von der Küste entfernt, ins Meer gestürzt ist. Das Wasser ist dort etwa 200 bis 250 Meter tief. Berichte von Treibstoffgeruch, Ölflecken, Lichtschimmer und Luftblasen stärken diese Theorie. Laut NRK soll der Helikopter mit einer Rettungsinsel ausgestattet gewesen sein, deshalb hofft man auf Überlebende. Ein ferngesteuertes U-Boot soll eingeflogen werden.
Die Wetterverhältnisse am vermuteten Unfallort sollen das Fliegen erschwert haben. Die Temperatur liegt leicht unter dem Gefrierpunkt. Die lange Dunkelheit macht die Suche nicht einfacher. Heute beginnt auf Spitzbergen die Phase, in der die Sonne nicht über den Horizont kommt. Mittags wird es zunächst noch ein bisschen hell.
Die russische Nachrichtenagentur Interfax hat inzwischen die Namen der acht Vermissten bekannt gegeben. Danach handelt es sich um drei Forscher des russischen Instituts für Arktis und Antarktis und fünf Besatzungsmitglieder.
Update 20 Uhr: Immer noch keine Spuren von Überlebenden oder andere Hinweise. Die Verhältnisse vor Ort sind weiter schwierig: starker Wind, hohe Wellen, niedrige Temperatur, Dunkelheit und Strömung. Kleine Schiffe mussten sich von der Suche zurückziehen. Es wird aber weiter Unterstützung angeboten. Zwischenzeitlich war ein dänischns Aufklärungsflugzeug aus Grönland vor Ort. Ein norwegisches Forschungsschiff hat seine Expedition abgebrochen und Kurs auf Spitzbergen genommen.
Auch Russland hat seine Hilfe angeboten – ein Rettungsteam und Gerät, das mit einem Transportflugzeug anreisen soll. Die Rettungszentrale und das Ministerium haben angenommen. ( Infos: NRK, Rettungszentrale Nordnorwegen, TASS)
Spitzbergen ist kein gewöhnlicher Teil des norwegischen Staatsgebietes. Lange war die Insel staatenlos, viele Nationen nutzten sie als Stützpunkt. Seit 1925 regelt der Spitzbergenvertrag die Koexistenz. Norwegen ist durch den Vertrag verpflichtet, zu gewährleisten, dass Bürger und Unternehmen aller Staaten, die den Spitzbergenvertrag unterzeichnet haben, auf den Inseln Spitzbergens gleichberechtigt ökonomisch tätig sein dürfen. Dazu gehört auch Russland.
Spitzbergen ist außerdem entmilitarisierte Zone und wurde in den 1950er Jahren von NATO-Mitglied Norwegen zum neutralen Gebiet erklärt. Wieviel Militärpräsenz innerhalb dieser Regeln erlaubt ist, ist gelegentlich ein Streitpunkt zwischen Norwegen und Russland.