Russland. Das Virus Sars-CoV-2 breitet sich nun auch in Russland immer mehr aus. Am schwersten betroffen ist die Hauptstadt Moskau und die Region darum herum. Einen Hotspot gibt es jedoch auch auf der Kola-Halbinsel – in der Barackensiedlung der Mega-Baustelle Belokamenka. Dort entstehen die Plattformen für Nowateks Gasprojekt Arctic LNG 2. Darüber berichtete der Barents Observer.
Für die Region (Oblast) Murmansk (750 000 Einwohner) wurden gestern 1056 diagnostizierte Covid-19-Fälle gelistet, 86 sind inzwischen wieder gesund. Allein 867 Erkrankte stammen von der Baustelle Belokamenka an der Kola-Bucht, ein Stück nördlich von Murmansk. Dort leben rund 11.000 Arbeiter in einer Barackensiedlung. Nowatek, Russlands größtes privates Gasunternehmen, baut dort einen Hafen und die Förderplattformen, die im Projekt Arctic LNG 2 in der Mündung des Ob eingesetzt werden sollen. Der Barents Observer nennt es das „größte industrielle Bauprojekt nördlich des Polarkreises“. Nowatek ist auch Mehrheitseigner im inzwischen ausgebauten Gasfeld bei Sabetta, ebenfalls an der Ob-Mündung.
Abstand halten in der Baracke nicht möglich
Die Arbeiter kommen größtenteils nicht aus der Region, sondern werden eingeflogen, unter anderem aus China und Zentralasien. Der erste Covid-19-Fall wurde dort am 6. April diagnostiziert, eine Woche später waren es schon 81. Der zuständige Distrikt rief den Notstand für das Gebiet aus, es wurde ein mobiles Krankenhaus eingeflogen, wo die Menschen nun behandelt werden. Abstand halten ist in den Baracken nicht möglich, es wird aber inzwischen versucht, Infizierte und Gesunde zu trennen und Quarantänemöglichkeiten einzurichten. Der Oblast Murmansk verzeichnet bisher vier Tote, diese stammen aber nicht alle von der Baustelle. Weitere Erkrankte gab es beispielsweise im Bereich Kirowsk/Apatity (109) sowie 29 in der Stadt Murmansk.
Für ganz Russland wurden gestern diagnostizierte 93. 558 Covid-19-Fälle gelistet, davon 48.426 in Moskau. Moskauer leben seit dem 30. März in häuslicher Quarantäne. Landesweit wurden Veranstaltungen abgesagt, die Maßnahmen unterscheiden sich in den Regionen. Bisher werden aus Russland insgesamt 867 Tote gemeldet.
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