Fall Guðmundur und Geirfinnur: Entschuldigung für Justizopfer

Island. Was aus Guðmundur und Geirfinnur wurde, die 1974 auf Island im Abstand von 10 Monaten verschwanden, ist nicht bekannt. Sicher ist inzwischen nur, dass in diesem Zusammenhang sechs Menschen unschuldig in Haft waren. Fünf von ihnen waren bereits vor vier Jahren rehabilitiert worden. Premierministerin Katrín Jakobsdóttir hat sich nun bei dem letzten Opfer des Justizskandals, Erla Bolladóttir, öffentlich entschuldigt. Darüber berichteten RÚV und Iceland Review.

Dokumentarfilm Out of thin Air. Foto Mosaic Films/Sagafilm

Die Ermittlungen im Fall „Guðmundur und Geirfinnur“ verliefen alles andere als vorschriftsmäßig und ergebnisoffen. Sechs junge Menschen saßen lange in Isolationshaft, erlitten Schlafentzug und und Scheinertränkungen und legten schließlich falsche Geständnisse ab, die sie später widerriefen. Obwohl es weder echte Beweise noch Leichen gab, wurden fünf Männer dafür verurteilt. 2018 wurde der Justizskandal einem breiten Publikum durch die Netflix-Doku „Out of Thin Air“ bekannt. Und erst 2018 wurden die fünf rehabilitiert und erhielten eine Entschädigung. Zwei waren inzwischen bereits verstorben.

Das sechste Justizopfer, Erla Bolladóttir, war damals 20 Jahre alt, die Freundin des Hauptangeklagten und hatte eine kleine Tochter mit ihm, die zum Zeitpunkt ihrer Verhaftung 11 Wochen alt war. Sie spielte eine besondere Rolle in dem damaligen Prozess – verwirrt von Suggestivfragen, in einer Extremsituation ohne ihr Kind, und schließlich unsicher ihrer eigenen Erinnerungen, in acht Monaten Isolationshaft. Damit wurde sie zur „Zeugin“. Tatsächlich wusste sie nichts und hatte mit der Sache ebensowenig zu tun wie die fünf später Verurteilten und weitere, die sie fälschlicherweise beschuldigte. Inzwischen hat die Forschung bewiesen, wie es entsteht, dass Menschen sich an falsche Dinge erinnern. Wegen Meineids war Erla Bolladóttir damals auch zu drei Jahren Haft verurteilt worden.

Entschuldigung war das Wichtigste

Erla Bolladóttir war in dem Verfahren 2018 nicht berücksichtigt worden, weil sie ihr Fall anders lag als der der fünf fälschlich verurteilten Männer. Premierministerin Katrín Jakobsdóttir hat sich nun öffentlich im Namen des Staates für das Unrecht entschuldigt, das der jungen Mutter damals angetan wurde. Sie erhält auch eine Entschädigung. Die Entschuldigung sei das Wichtigste, sagte ihre Anwältin zu RÚV.

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