Fähre Marco Polo wegen kaputtem GPS auf Grund gelaufen

Blekinge (Schweden). Ursache für das jüngste Schiffsunglück vor Südschweden, das Auf-Grund-laufen der Fähre Marco Polo,  ist ein kaputtes GPS. Zwei Wachhabende  verließen sich in Dunkelheit und Nebel auf eine elektronische Seekarte, in der ihre Position falsch dargestellt war. Während Einsatzkräfte versuchen, das ausgelaufene Öl zu beseitigen, ist die Fähre an ihrem Havarieort zeitweise ins Driften geraten und hat erneut Öl geleckt. Darüber berichtete SVT.

Ölaufnahme

In der Pukaviksbucht wird das ausgelaufene Öl aus der Fähre Marco Polo aufgenommen. Foto Kustbevakningen

Vor einer Woche war die Passagier- und Autofähre Marco Polo der TT-Line auf dem Weg von Trelleborg nach Karlshamn in Südschweden zwei Mal aufgelaufen. Das zweite Mal, vor Hörvik,  saß sie endgültig fest. Die Passagiere und ein Teil der Besatzung waren evakuiert worden. Die Fahrzeuge sind noch an Bord. Das ausgelaufene Öl hat die Küste zwischen Hörvik und Lörbykladd verseucht, zahlreiche Seevögel sind bereits gestorben. Wie die Reederei meldete, wurde am Samstag damit begonnen, das Öl aus dem beschädigten Tank in ein Tankschiff umzupumpen. Mit den Bergungsarbeiten wurde die bekannte niederländische Firma Smit beauftragt.

Durch den starken Wind am Wochenende geriet die zuvor festsitzende Fähre am Sonntag aber zeitweise ins Driften und verlor erneut Öl, berichtete SVT. Aus Sicherheitsgründen wurden weitere Crewmitglieder von Bord geholt, 20 sind noch dort, um die Funktionen an Bord zu kontrollieren. Zwei Schlepper sollen das Schiff stabilisieren.  Ein neuer Ölteppich treibt laut Küstenwache Richtung Norje in der Pukaviksbucht und Karlshamn.

Wachhabende verließen sich nur auf elektronische Seekarte

Fähre Marco Polo

Fähre Marco Polo auf Grund. Foto Kustbevakningen

Während der Kampf gegen das Öl noch andauert und die Bergung noch bevorsteht, sind die Ermittlungen zur Unfallursache vorangekommen. Die beiden Wachhabenden während der beiden Grundberührungen, ein Offizier und der Kapitän, wurden zu einer Geldstrafe von jeweils 50 Tagessätzen verurteilt. Ihnen wird vorgeworfen, dass sie sich in Nebel und Dunkelheit allein auf die elektronische Seekarte verließen und keine anderen Navigationshilfsmittel zu Rate zogen, beispielsweise das Radar oder direktes Ausschauhalten. Aufgrund des defekten GPS zeigte diese Seekarte ihre Position in tiefem Wasser. Sjöfartstidningen schreibt, da man sich in tiefem Wasser wähnte, sei die erste Grundberührung nicht als solche wahrgenommen worden. Laut SVT sollen sie auch geglaubt haben, sie hätten die Insel Hanö auf der Meerseite passiert, während sie tatsächlich zwischen Hanö und dem südschwedischen Festland gefahren waren.

„Fahrlässiges Handeln“

Sjöfahrtstidningen zitiert den Staatsanwalt (via TT): Die 50 Tagessätze könnten als niedrige Strafe aufgefasst werden angesichts der umfassenden Umweltschäden. Es gehe jedoch um fahrlässiges Handeln, für das es im schwedischen Recht geringere Strafen gebe als bei Vorsatz. Ermittelt werde noch dazu, ob auch ein Verstoß gegen die Seetüchtigkeit des Schiffes vorlag. Die Küstenwache kann außerdem die Reederei wegen der Verschmutzung des Wassers zur Kasse bitten.

Betretungsverbot an der Küste

Ölbeseitigung am Strand

Ölbeseitigung am Strand. Foto Kustbevakningen

Die Küstenwache hat auf See inzwischen 30 Kubikmeter Öl aufgenommen. Aufgrund der Ölverschmutzung hat die Verwaltung der Provinz Blekinge ein Betretungsverbot der Küste von Hörvik bis Lörbykladd erlassen. Die Küste wird von professionellen und freiwilligen Einsatzkräften gereinigt. Viele Vögel sind bereits aufgrund der Ölverschmutzung gestorben. In einem ehemaligen Gebäude der Fischindustrie in Hörvik wurde vergangene Woche aber  alles zum Waschen von verschmutzten Vögeln vorbereitet, berichtet SVT. Dies ist keine staatliche Aufgabe, aber es gab unter anderem Geld vom WWF und weiteren Sponsoren.

Früherer Artikel zum Thema: Passagierfähre vor Südschweden auf Grund – Öl läuft aus

Dieser Beitrag wurde unter Meer, Schweden, Verkehr veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Eine Antwort zu Fähre Marco Polo wegen kaputtem GPS auf Grund gelaufen

  1. Wolfgang Müller sagt:

    An exemple for great negligence in shiphandling ! As a seafarer and Captain in worldwide shipping for more than 40 years, I always did strictly advice the brigdepersonal to keep lookout and to use all kinds of navigational equipment, echosounder, Radar, compasbearings. Cases like MARCO POLO should be used in shipping companies by the superintendants to give instructions to their Captains and officers!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert